Die Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft um das Pferd (GWP) hat 2024 zwei Masterarbeiten ausgezeichnet. Hier ist die Zusammenfassung der Sieger-Masterarbeit von Harald Unseld. Die GWP und die Fachjury gratulieren herzlich!
„Verwendung von Grünschnittkompost als Einstreualternative zu Stroh in der Pferdehaltung“
Harald Unseld (Masterarbeit, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Studiengang Nachhaltige Agrar- und Ernährungswirtschaft)
Die vorliegende Untersuchung ermittelte die Material- und Arbeitskosten von Grünschnittkompost (G) und die mögliche Mistreduktion im Vergleich zum Einsatz von Stroheinstreu (S). Zudem wurden in zwei Praxisversuchen die Liegedauer von Pferden auf G und S als sogenannte Tierwohlparameter, sowie die Stallluftparameter Feinstaub und NH3 in Gruppenhaltung und Einzelhaltung untersucht.
Im Labor wurden kompostierte Grünschnittproben zweier Hersteller auf ihre Wasseraufnahmekapazität (WAK) untersucht. Beide Proben hatten im Vergleich zu S eine deutlich geringere WAK. Für die Praxisversuche im Bewegungsstall sowie im Boxenstall, wurden die Liege-flächen 20 cm hoch mit G eingestreut.
Zur Ermittlung der Wirtschaftlichkeit wurden in beiden Versuchsansätzen die Entmistungszeit auf S, GK und Grünschnittkompost mit Strohauflage (GKS) gemessen. Im Bewegungsstall-versuch betrug die Wirtschaftlichkeit bei GK (13,84 €/m²/Jahr), S (31,62 €/m² und Jahr) und GKS (16,29 €/m² und Jahr). Im Liegeboxenversuch betrugen die jährlichen Unterhaltskosten für GK bei (728,05 €/Box), GKS (998,73 €/Box) und S (1.361,12 €/Box). Die gewogene Mistmenge pro Box und Tag lag bei G (M=20 kg; SD=5,8kg) unter der erfassten Mistmenge von GKS (MW=26,3kg; SD=11,7kg) und S (MW=29,4kg, SD=7,0kg). Durch die Verwendung von G als Einstreu, kann die Mistmenge reduziert werden und die Lagerkapazität auf den Festmistplatten pferdehaltender Betriebe erhöht werden. Das Liegeverhalten wurde im Boxenhaltungsversuch mit sechs Pferden auf S 20 Tage, auf G 14 Tage und auf GKS acht Tage lang mit einem intelligentem Kamerasystem (Acaris Horse Protector) dokumentiert. Auf feuchtem G legten sich nur 34-mal ein einzelnes Pferd ab (N=816, MW=0,05, SD=0,266) ab. Um die Liegedauer zu erhöhen, wurde der G mit einer Strohauflage (2,7 kg/m²) bedeckt, was das Liegeverhalten deutlich verbesserte. Nun legten sich 168-mal einzelne Pferde, aber auch Gruppen mit bis zu sieben Tieren gleichzeitig ab (N=1510, MW=0,72, SD=1,3).
Im Boxenhaltungsversuch verbrachten die Pferde auf S 14%, auf G 6,9%, auf GKS 12,5%. Die ermittelten NH3 Werte waren bei G (N=12.097, MW=1,12 ppm, SD=0,63) und GKS (N=11.400, MW=0,95 ppm, SD=0,49) gering. Die gemessene Feinstaubbelastung war beim bewässerten G ebenfalls gering (PM2.5=7,9 µg/m³, PM10=8,4 µg/m³), erhöhte sich aber mit abnehmender Einstreufeuchtigkeit zunehmend, was ebenfalls beim GKS (PM2.5=17,5 µg/m³, PM10=19,5 µg/m³) zu erkennen war. Im Liegeboxenversuch lagen die NH3 Werte von S (N=1380, MW=0,74 ppm, SD=0,41), GKS (N=764, MW=0,76 ppm, SD=0,32) und G (N=1333, MW=0,55 ppm, SD=0,19) im unbedenklichen Bereich. Die Feinstaubkonzentration lag bei S (N=1393) in den Partikelgrößen PM2.5 (MW=8 µg/m³, SD=9,2) und PM10 (MW=9 µg/m³, SD=10) im niedrigen Bereich, GKS (N=753) erreichte die höchsten Werte in den Partikelgrößen PM2.5 (MW=35 µg/m³, SD=14,4) und PM10 (MW=42 µg/m³, SD=19,8). Die Messwerte von G (N=1319) lagen bei PM2.5 (MW=22 µg/m³, SD=14) und PM10 (MW=26 µg/m³, SD=18,7) dazwischen.
Abschließend kann G und GKS unter Beachtung ökonomischer Aspekte als Einstreu empfohlen werden, solange Tierwohlparameter wie Feinstaubwerte und Liegeverhalten beachtet werden.
Über Harald Unseld
… sein persönlicher Bezug zum Pferd
Ich habe vor vier Jahren meinen Betrieb zu einem Aktivstall für Pferde umgebaut. Hierbei war vor allem die sinnvolle Nutzung der Altgebäude eine enorme Herausforderung. Aktuell wird der Betrieb auf eine Kapazität von 60 Pferden erweitert und zudem ein neuer Aktivstall mit Reithalle gebaut.
… was ihn bewogen hat, das Thema Pferd auch zu seinem beruflichen Schwerpunkt zu machen
Während meines Bachelorstudiums Agrarwissenschaft hatte ich auch intensiven Kontakt zu Kommilitonen der Pferdewirtschaft. Die gemeinsamen Vorlesungen, insbesondere zu Haltung, Fütterung aber auch Betriebswirtschaft brachten den Faktor Pferd immer mehr in meinen beruflichen Fokus. Dieser neue Bereich Pferd ließ sich sehr gut in meinen landwirtschaftlichen Betrieb integrieren – vor allem, weil die Pferdehaltung sich von der oft preislich stark schwankenden Landwirtschaft abhebt und so auch eine gewisse preislich stabile Säule darstellt.
… welcher Aspekt ihn besonders am Thema seiner Arbeit fasziniert
Durch meinen Betreuer Prof. Dirk Winter bekam ich während meiner Masterthesis intensiven Kontakt zur Digitalisierung. Deren Potenzial wird im Pferdesektor momentan noch etwas unterschätzt. Ökonomische Einstreualternativen zu Stroh gibt es mittlerweile zur Genüge. Doch wir sieht der Tierwohlaspekt aus, der von vielen Einstreu-Anbietern ja breit beworben wird? Die Ermittlung der Tierwohlfaktoren mit Hilfe digitaler Technik und den überraschenden Ergebnissen während der Arbeit haben mich am meisten fasziniert. Auch meine Promotion beschäftigt sich nun mit dem Ermitteln von Stallklimafaktoren in der Pferdehaltung, etwa Feinstaub, mit Hilfe digitaler Technik.
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