Leoni Gutekunst ist eine der Preisträgerinnen des GWP-Förderpreises 2024. Foto: privat GWP-Förderpreis / GWP-Förderpreis 2024

Die Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft um das Pferd (GWP) hat 2024 fünf Bachelorarbeiten ausgezeichnet. Hier ist die Zusammenfassung der prämierten Bachelorarbeit von Leoni Gutekunst. Die GWP und die Fachjury gratulieren herzlich! 

„Umfang und Verteilung der für die Zuchtbuchführung verfügbaren Untersuchungsergebnisse hinsichtlich Erbkrankheiten bei deutschen Pferdezuchtverbänden“

Leoni Gutekunst (Bachelorarbeit, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Studiengang Pferdewirtschaft)

Beim Hauspferd sind circa 48 erblich bedingte Erkrankungen bekannt, die Bedeutung für den Tierschutz, das Tierwohl und die Wirtschaftlichkeit der Pferdezucht haben. In Deutschland wurden mit in der Zuchtverbandsordnung (ZVO) verbindlich vorgeschriebenen bzw. zur Durchführung empfohlenen Gentests für 13 Erkrankungen zuchtstrategische Maßnahmen ergriffen.

In der Studie sollte die Wirkung verbindlich vorgeschriebener Gentests überprüft und das Auftreten von Dispositionen für Erbkrankheiten in deutschen Zuchtverbandspopulationen, das sich aus den in der elektronischen Zuchtbuchführung dokumentierten Gentest-Ergebnissen ergibt, mit der Literatur abgeglichen werden. Dazu wurden sechs Erkrankungen ausgewählt:

  • Schwere kombinierte Immundefizienz (SCID),
  • Zerebelläre Abiotrophie (CA),
  • Lavendel Fohlensyndrom (LFS),
  • erbliche Myotonie (Myot),
  • Polysaccharid-Speichermyopathie Typ 1 (PSSM 1) und
  • erbliche Hufwandablösung (HWSD).

Als Auswertungsbasis wurden die Daten der elektronischen Zuchtbuchführung zwischen 1991 und 2021 von 14 deutschen Zuchtverbänden herangezogen, die von den jeweiligen Verbänden über das Rechenzentrum Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung w. V. (vit) für die Studie bereitgestellt wurden. Die statistische Analyse wurde je Erkrankung nach Rasse, Geschlecht, Zuchtjahr und Art des Ergebnisses mittels des Softwarepaketes SAS, Version 9.2 in Zusammenarbeit mit vit durchgeführt.

Für die Erkrankungen CA und SCID lagen mit N = 7727 (CA) und N = 2523 (SCID) die meisten Statusangaben vor. Das Vorliegen verbindlicher ZVO-Regelungen in Bezug auf eine bestimmte Erkrankung stand in direkter Beziehung zur absoluten Anzahl der Status-Einträge sowie zu den Testquoten innerhalb einer Rasse. Es lagen absolut mehr Statusangaben für Erkrankungen vor, deren Testung für mehrere Rassen verpflichtend vorgeschrieben wurde. Wenn ein Gentest nur für Hengste vorgeschrieben wurde, wurden für Stuten deutlich weniger Gentestergebnisse gemeldet und in die elektronische Zuchtbuchführung übernommen als für Hengste.

In der vorliegenden Studie waren die Testquoten unter Tieren mit mindestens einem Nachkommen (Zuchttiere) höher als die Testquoten innerhalb der Gesamtpopulation. Die Testquoten für die Erkrankungen stiegen unter Zuchttieren im Auswertungszeitraum tendenziell an. Die höchsten Testquoten lagen in der Zuchtjahrklasse 2016–2020 bei den Erkrankungen SCID (Araberhengste), CA (Deutsche Reitpony-Hengste), PSSM 1 (Rheinisch-Deutsche Kaltbluthengste, New Forest Pony-Hengste) sowie HWSD (Connemara Pony-Hengste) mit Testquoten von mindestens 62 % vor. Ausnahmen waren sinkende Testquoten unter arabischen Pferden bei CA und LFS. Die Anzahl der Einfach-Anlageträger in den Hengstpopulationen deutscher Zuchtverbände lag im ausgewerteten Datenmaterial je Zuchtjahrklasse überwiegend unter 10 %.

Anhand der für übergreifende Auswertungen verfügbaren Daten ist ein zuverlässiges Monitoring von Erbkrankheiten bei Pferden in Deutschland aktuell nur für die Zuchtpferdepopulationen und für verpflichtende Gentests möglich.

Leoni Gutekunst (3.v.l.) erhielt Urkunde, Preise und Glückwünsche für ihre prämierte Bachelorarbeit 2024 von Lisa Monßen (Firma HIT Aktivstall), Dr. Ludwig Christmann (Vorstandsvorsitzender GWP), Lauren Moore-Steinbach (FN) und Hendrik Fiegel (Mitglied GWP-Fachjury). Foto: GWP

Leoni Gutekunst (3.v.l.) erhielt Urkunde, Preise und Glückwünsche für ihre prämierte Bachelorarbeit 2024 von Lisa Monßen (Firma HIT Aktivstall), Dr. Ludwig Christmann (Vorstandsvorsitzender GWP), Lauren Moore-Steinbach (FN) und Hendrik Fiegel (Mitglied GWP-Fachjury). Foto: GWP

Über Leoni Gutekunst

… ihr persönlicher Bezug zum Pferd
Nach einem Kindergeburtstag auf einem Ponyhof war meine Begeisterung für Pferde früh geweckt. Ich machte Spaziergänge mit den Ponys und half bei Stallarbeiten, nahm schließlich Reitunterricht und arbeite bis heute in meiner Freizeit mit Pferden aller Altersstufen und Ausbildungsstände.

… was sie bewogen hat, das Thema Pferd auch zu ihrem beruflichen Schwerpunkt zu machen
Als ich mir nach dem Abitur Gedanken über meine berufliche Zukunft machte, meinte meine Mutter, dass ich bei den Pferden augenscheinlich am glücklichsten sei und sie hoffe, dass ich das Hobby auch in meinen Beruf integrieren könne. Das war ein Schlüsselmoment für mich.

… welcher Aspekt sie besonders am Thema ihrer Arbeit fasziniert
Ich wollte eine praxisrelevante Fragestellung bearbeiten, aus der sich ein konkreter Mehrwert für Pferd und Mensch ableiten lässt. Erbkrankheiten können relevante Implikationen für das Tierwohl und die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit der Pferdezucht haben. Dennoch fehlte eine ausführliche verbands- und rasseübergreifende Auswertung zu Erbkrankheiten beim Pferd in Deutschland.


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