Der Praxisbezug zur Wissenschaft: Dr. Astrid von Velsen-Zerweck, Landoberstallmeisterin Experten im Fokus

von Michaela Weber-Herrmann/GWP

Das Haupt- und Landgestüt Marbach blickt auf eine über 500-jährige Geschichte zurück, Dr. Astrid von Velsen-Zerweck ist die erste weibliche Landoberstallmeisterin. Seit ihrer Kindheit ist sie dem Reitsport eng verbunden, beide Elternteile saßen früher selbst im Sattel und lernten ihr Handwerk bei Paul Stecken, einem der größten deutschen Ausbilder und Hippologen. „Mein Vater hat Agrarwissenschaften studiert und zu einem Pferdethema promoviert, das hat mich damals inspiriert“, erzählt die Tochter einer Reiterfamilie. Dr. Eberhard von Velsen-Zerweck war früher aktiver Vielseitigkeitsreiter und langjähriger Zuchtleiter des Trakehner Zuchtverbandes in Neumünster.

Nach ihrem Abitur absolvierte Dr. Astrid von Velsen-Zerweck eine landwirtschaftliche Lehre, danach ging die Reise weiter nach Göttingen zur Georg-August-Universität. Dort studierte sie Agrarwissenschaften und Publizistik und promovierte anschließend am Institut für Tierzucht und Haustiergenetik über „Integrierte Zuchtwertschätzung für Zuchtpferde“. „In dieser Zeit habe ich viele junge Pferde für ihre Züchter geritten und sie auf Stutenprüfungen und Hengstleistungsprüfungen vorgestellt“, blickt Dr. Astrid von Velsen-Zerweck zurück, „auch bei den Studentenreitern war ich aktiv, bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften in Marbach wurden wir 1994 Vize-Meister – da wusste ich natürlich noch nicht, dass ich einmal hierher zurückkehren werde!“

Neben dem Studium widmete sich Dr. Astrid von Velsen-Zerweck nicht nur der Reiterei, sondern arbeitete auch als freie Fachjournalistin, u.a. als stellvertretende Chefredakteurin des Reitsportmagazins. Die Organisation von Reitsportveranstaltungen lag ihr schon immer am Herzen, sodass sie sich nach dem Studium mit der PR-Agentur EQUImedium selbstständig machte. „Wir haben beispielsweise die Pferde-Stärken der Pferderegion Münsterland organisiert und veranstaltet, eine Gemeinschaftsaktion aus verschiedenen Betrieben, Vereinen und Tierkliniken, die ihre Türen für zahlreiche Besucher öffneten.“

Die Selbstständigkeit gefiel Dr. Astrid von Velsen-Zerweck immer gut, als jedoch die Stelle in Marbach ausgeschrieben war, ergriff sie die Gelegenheit. „Das war eine einzigartige Herausforderung und wenn man an eine Sache locker herangeht, dann klappt es meistens!“ Am Heiligen Abend 1997 sagte sie der neuen Aufgabe zu nachdem Peter Hauk, der damalige baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, die freudige Nachricht einen Tag zuvor überbrachte. Die erste Frau im Amt und dann noch aus dem hohen Norden? „Auf dem Land sind doch alle Menschen besonders“, erzählt Dr. Astrid von Velsen-Zerweck mit einem Augenzwinkern, „aber ich habe mich schnell in Marbach wohl gefühlt und mich auf meine neue Aufgabe sehr gefreut!“

Neue Herausforderungen annehmen, ein Traditionsgestüt umstrukturieren, die Zukunft neu gestalten und ständig auf Reisen sein – zum Reiten bleibt heute nur noch wenig Zeit. Denn neben ihrer Arbeit als Leiterin des Haupt- und Landgestüts Marbach engagiert sich Dr. Astrid von Velsen-Zerweck in vielen weiteren Bereichen. Seit 2016 ist sie Präsidentin der AG Hengsthalter des Deutschen Sportpferdes, der GWP ist sie seit ihrer Zeit als Doktorandin treu. „Am Anfang habe ich verschiedene Tagungen mitorganisiert und die GWP Newsletter geschrieben, was man in seinen beruflichen Anfängen eben so macht!“ Heute sehe man sie vor allem als Praxisverbindung zur Wissenschaft: „Diese Kooperation ist sehr wichtig, beide Seiten profitieren von einander und ergänzen sich, so gut es geht.“

Auch in Zukunft wird bei der GWP die Förderung der wissenschaftlichen Arbeiten um das Pferd und der damit verbundene Transfer dieses Wissens in die Praxis groß geschrieben. Dr. von Astrid von Velsen-Zerweck leitet mittlerweile seit elf Jahren das älteste staatliche Gestüt Deutschlands, ist mit den Pferden aufgewachsen und seit ihrer Kindheit mit Zucht und Sport eng verbunden – viel mehr Praxis geht nicht.

 


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