GWP-Förderpreisträgerin 2022, Anna Graser GWP-Förderpreis / GWP-Förderpreis 2022

Anna Graser (Bachelorarbeit, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Studiengang Agrarwissenschaften)

„Retrospektive Analyse eines Ausbruchgeschehens von Equinem Herpesvirus 1 in einem Pensionspferdebetrieb“

Das Equine Herpesvirus-1 (EHV-1) ist einer der bedeutsamsten und verbreitesten Erreger von Infektionskrankheiten bei Pferden. Das Virus kann eine Atemwegserkrankung, Stutenaborte oder Geburt lebensschwacher Fohlen sowie eine neurologische Verlaufsform, das Equine Herpesvirus Myeloencephalopathie (EHM), auslösen. In dieser Arbeit wurde die Untersuchung eines EHV-1-Ausbruchs in einem Pensionspferdebetrieb in Form eines Fallberichts beschrieben. Ziel war es die vom Betrieb durchgeführten Maßnahmen mit den von der Literatur beschriebenen „Best Practice“ Maßnahmen zu vergleichen und Optimierungspunkte herauszuarbeiten.

Präventives Gesundheitsmanagement ist ein wichtiger Aspekt zur Vermeidung und Eindämmung großer Ausbrüche. In diesem Fallbeispiel konnte eine Verbreitung des Infektionsgeschehens über das betroffene Stallgebäude hinaus durch frühzeitige Isolierung der betroffenen und direkten Kontaktpferde verhindert werden. Von den verschiedenen Bereichen des Betriebs konzentrierte sich der Ausbruch auf ein Stallgebäude mit dreiunddreißig Pferden, von denen siebzehn klinische Symptome in Form von Fieber entwickelten. Vier der siebzehn Pferde zeigten zusätzlich neurologische Defizite. Ein Pferd war so stark betroffen, dass es euthanasiert werden musste. Die Quelle, von der die Infektion ausging, konnte nicht klar identifiziert werden. Es wird vermutet, dass es sich um Reaktivierung einer latenten Infektion bei einem der Pferde handelt.

Zur Überwachung des Infektionsgeschehens dokumentierte Temperaturwerte wurden zur Rekonstruktion der Krankheitsverläufe genutzt. Zusätzlich wurden Korrelationen berechnet, um herauszufinden ob mögliche signifikante Zusammenhänge zwischen Geschlecht, Rasse, Alter, Impfstatus, Paddockbox-Zugehörigkeit der Pferde und dem Krankheitsverlauf in Bezug auf das Auftreten von Fieber, generellen Symptomen oder einem neurologischen Krankheitsverlauf bestehen. Frühe diagnostische Maßnahmen und engmaschige Überwachung der erkrankten und Kontakt-Pferde, besonders im Hinblick auf EHM, sind essenziell.

Letztendlich kann das Risiko eines Ausbruches von EHV-1 durch präventives und prophylaktisches Gesundheitsmanagement nur minimiert werden. Durch die bestehende latente Infektion der überwiegenden Pferdepopulation bleibt stets ein Rest-Risiko bestehen. Maßnahmen zur frühen Erkennung einer Infektion, sowie schnelle Reaktionen können das Risiko eines größeren Ausbruchs weiter senken.

Kurzbiografie 

  • 1997 geboren in Ulm
  • 2016 Abitur in Ulm-Wiblingen
  • 2016 bis 2020 Studium der Pferdewirtschaft (B.Sc.) an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen
  • 2020 bis heute Masterstudium Nachhaltige Agrar- und Ernährungswirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geislingen
  • Praktika bei der Zeitschrift Reiterjournal und am nationalen Pferdezentrum in Bern

Anna Graser
… ihr persönlicher Bezug zum Pferd
Schon im Kindesalter war meine Begeisterung für Pferde groß, sodass ich sehr glücklich war, dass meine Eltern mir im Alter von sieben Jahren erlaubten reiten zu lernen. Vor 14 Jahren bekam ich mein erstes Islandpferd, seitdem sind meine Pferde der Mittelpunkt meines Lebens.

. was sie dazu bewogen hat, das Thema Pferd zu ihrem beruflichen Schwerpunkt zu machen

Zum Ende meiner Schulzeit war ich noch sehr unschlüssig, was ich später einmal machen wollte. Schnell war allerdings klar das ich mir auf jeden Fall die Möglichkeit offenhalten wollte, mein Hobby beruflich einbinden zu können. Daher habe ich mich für das Studium der Agrarwissenschaften an der Rheinischen- Friedrich-Wilhelms- Universität in Bonn entschieden.

… welcher Aspekt sie besonders an ihrem Bachelorthema fasziniert

Den in meiner Arbeit beschriebenen EHV-1-Ausbruch und das damit verbundene Leid der erkrankten Pferde und ihrer Besitzer habe ich persönlich miterlebt. Das hat in mir den Wunsch geweckt, mehr über diese Erkrankung zu erfahren. In meiner Arbeit hatte ich die Möglichkeit, dieses Ausbruchgeschehen bezogen auf die Verbreitung der Infektion, Fieberkurven und Krankheitsverläufe der Pferde zu analysieren, mit in der Literatur beschriebenen Fallberichten zu vergleichen und Möglichkeiten, EHV-1-Infektionen zu verhindern oder zumindest einzudämmen.


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