Maren Glatter (Dissertation, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)
„Einfluss einer scheinbar präbiotischen Dosierung von Topinamburmehl auf die gastrointestinale Mikrobiota sowie die glykämische und insulinämische Response bei adulten, gesunden Pferden“ – so lautet der Titel der von Prof. Dr. Annette Zeyner betreuten Dissertation von Maren Glatter, die praxisrelevante Ergebnisse eines aufwändigen Fütterungsversuchs präsentiert.
Pferde können aufgrund ihres Einsatzes als Sportpartner und einer damit einhergehenden Versorgung mit faserarmen aber stärkereichen Rationen gastrointestinale Störungen (z.B. Kolik, Durchfallerkrankungen, Hufrehe) entwickeln. Die Fütterung von Präbiotika zielt in diesem Zusammenhang auf eine Stabilisierung der endemischen Mikroflora ab und könnte solchen Störungen entgegenwirken. In der vorliegenden Dissertation wurden Wirkungen eines natürliches Präbiotikum (Topinamburmehl), welches Bestandteil vieler am Markt befindlicher Ergänzungsfuttermittel für Pferde ist, an klinisch unauffälligen, adulten Pferden geprüft. Der Versuch gliederte sich in 2 Abschnitte: In (A) wurden 12 Pferde, erworben als Schlachtpferde über ein übergeordnetes DFG-Projekt, drei Wochen lang mit einer Grundration aus Heu und Hafer gefüttert. 6 Pferde erhielten Topinamburmehl mit dem Kraftfutter vorgelegt. Die verbliebenen 6 Pferde erhielten eine gleiche Menge Maisspindelmehl als Placebo. Nach einer Fütterungsdauer von 21 Tagen wurden die Pferde euthanisiert und es wurde verdautes Material aus 7 verschiedenen Abschnitten des Verdauungstraktes entnommen. Darin wurden mikrobielle Stoffwechselprodukte sowie die Zusammensetzung der Mikrobiota bestimmt.
Im Abschnitt (B) wurden 6 adulte Warmblutstuten über einen Zeitraum von 21 Tagen mit einer Grundration aus Heu und Hafer gefüttert. Zusätzlich erhielt jedes Pferd jeweils entweder Topinamburmehl oder Maisspindelmehl als Placebo mit dem Kraftfutter vorgelegt. Am 21. Versuchstag wurden Blutproben zur Bestimmung der Glukose- bzw. Insulinkonzentration genommen.
Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse einen Einfluss des Präbiotikums auf Zusammensetzung und Stoffwechsel der bakteriellen Mikrobiota im gesamten Verdauungstrakt. Die mikrobielle Diversität wurde durch diesen Futterzusatz in allen Bereichen erhöht, was möglicherweise zu einer stabileren und somit resistenteren Darmflora führt. Des Weiteren wurde auch die glykämische und insulinämische Reaktion nach der Fütterung des Topinamburmehls positiv beeinflusst. Dennoch sollte der bereits im Magen beginnende, erhebliche Abbau des Präbiotikums kritisch diskutiert werden, weil dies ein Risikopotential für die Integrität der Magenschleimhaut birgt und weil Substanzen, die zur Wirkung im Dickdarm vorgesehen sind, nicht an ihren Bestimmungsort gelangen. Die Autorin rät deshalb dringend zu einem galenischen Schutz präbiotischer Substanzen.
Kurzbiografie
- Geboren am 16.11.1987 in Halle (Saale)
- Abitur 2007
- 2007-2012: Biologiestudium an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
- 2013/14: Fachreferentin Biologie an der Universitäts- und Landesbibliothek Halle
- 2014: Praktikum am Laboratory of Microbiology in Wageningen, Niederlande
- 2014 bis heute: wissenschaftliche Mitarbeiterin der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
- 2019: Verleihung des Doktorgrades (doctor rerum naturalium) mit der Note “Summa cum laude” durch die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Maren Glatter
… ihr persönlicher Bezug zum Pferd
Ich bin seit 21 Jahren im Pferdesport tätig und habe somit einen sehr engen Bezug zum Pferd. Seit 7 Jahren bin ich auch Besitzerin einer eigenen Trakehner Stute (siehe Bild).
… was sie bewogen hat, das Thema Pferd auch zu ihrem beruflichen Schwerpunkt zu machen
Die Annäherung an das Thema Pferd aus wissenschaftlicher Hinsicht und die Forschung im Bereich der Fütterung sind für mich als Pferdehalter sehr gewinnbringend und verknüpft Hobby und Beruf hervorragend.
… welcher Aspekt sie besonders an ihrem Dissertationsthema fasziniert
Den Einfluss der zugeführten Futtermittel auf die Mikrobiota zu untersuchen und dabei sogar bei den kleinsten lebenden Organismen im Pferd erhebliche Veränderungen zu beobachten, welche auch von gesundheitlicher Relevanz sind.
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