
„Einsatz digitaler Technologien in pferdehaltenden Betrieben zur Steigerung des Tierwohls und der Tiergesundheit“
Melanie Pfeiffer (Dissertation, Universität Hohenheim, Fakultät Agrarwissenschaften, Institut für Tropische Agrarwissenschaften)
Ziel der vorliegenden Arbeit war die Darstellung verschiedener Möglichkeiten für pferdehaltende Betriebe, digitale Technologien zur Sicherstellung des Tierwohls und der Tiergesundheit einzusetzen, um Tierwohlindikatoren zu erfassen. Auf Grundlage erhobener Indikatoren können darüber hinaus praxisrelevante Fragestellungen beleuchtet werden.
Forschungsschwerpunkt 1 widmete sich der Fragestellung, wie pferdehaltendende Betriebe in Deutschland die Forderungen im Rahmen des Tierschutzgesetzes umsetzen. Deutlich wurde, dass einige Betriebe den Anforderungen des Tierschutzgesetzes in den Bereichen Ernährung, Pflege, Unterbringung und Haltung sowie der Kontrolle erforderlicher Kenntnisse in nicht ausreichendem Maße gerecht werden.
Gegenstand des Forschungsschwerpunktes 2 war die Fragestellung, welche Informationen hinsichtlich des Tierwohls und der Tiergesundheit Betriebsleitende durch den Einsatz digitaler Technologien erhalten können. Das Zeitbudget in den Praxisbetrieben weicht deutlich vom natürlichen Zeitbudget freilebender Pferde ab. Im Durchschnitt verbrachten die Pferde auf den Betrieben über alle Jahreszeiten hinweg 30 % ihrer Zeit während des Aufenthalts in der Pferdebox mit der Suche und Aufnahme von Raufutter. 7 % ihrer Zeit während des Aufenthalts in der Pferdebox verbrachten sie mit Liegen, 38 % mit Stehen. Die durchschnittliche Schrittanzahl der Pferde betrug 1.223 Schritte pro Tag, die durchschnittliche Anzahl an Kauschlägen 34.702 Kauschläge pro Tag.
Forschungsschwerpunkt 3 beschäftigte sich mit den Verhaltensänderungen von Zuchtstuten kurz vor der Geburt. Die Liegedauern der Stuten zwei Stunden vor Geburt im Vergleich zu einer Stunde vor Geburt nahmen von vier Minuten auf 25,78 Minuten pro Stunde statistisch signifikant zu, die Stehdauern von 33,11 Minuten auf 17,15 Minuten signifikant ab, ebenso wie die Aufnahmedauern von Raufutter von 21,85 Minuten auf 18,07 Minuten.
Forschungsschwerpunkt 4 widmete sich der Fragestellung der Beurteilung von Managemententscheidungen auf Grund der Erfassung von Langzeitaktivitäten. Die Umstellung der Einstreuart von Stroh auf Grünschnittkompost zeigte eine deutliche Auswirkung auf die erhobenen Indikatoren. In Abhängigkeit des Aufenthalts in der Box verschlechterten sich die Futtersuche und – aufnahmedauern von Raufutter in Minuten um 20 %, die Liegedauern in Minuten um 6 %.
Im Forschungsschwerpunkt 5 galt es die Reaktionen der Pferde auf den Einsatz digitaler Technologien, am Beispiel der Umstellung der Fütterung, zu erfassen. Bei der händischen Fütterung von Krippen- und Raufutter wurden durchschnittlich 56,16 Alarmsignale erfasst, bei der automatisierten Fütterung 17,04 Alarmsignale. Am häufigsten wurden die Verhaltensweisen Leerkauen, Drohen, Kopfschlagen und Lippen lecken beobachtet. Bei der händischen Krippenfutterfütterung konnten im Vergleich zur automatisierten Krippenfütterung statistisch signifikant höhere Herzfrequenzen der Pferde erfasst werden. Bei der Raufutterfütterung waren die Herzfrequenzen der Pferde bei der automatisierten Fütterung im Vergleich zur händischen Raufutterfütterung leicht erhöht.
Über Melanie Pfeiffer
… ihr persönlicher Bezug zum Pferd
Pferde begleiten mich seit meiner Kindheit, besonders beeindruckt mich die Verbindung zwischen Mensch und Pferd, vor allem auch der Einsatz der Pferde im therapeutischen Kontext. Nach meinem Studium an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt nahm ich aus diesem Grund an einer Weiterbildung zur Reittherapeutin teil, nebenberuflich setze ich meine beiden Pferde in therapeutischen Settings ein.
… was sie bewogen hat, das Thema Pferd auch zu ihrem beruflichen Schwerpunkt zu machen
Meine Begeisterung für Pferde wollte ich mit wissenschaftlichem Denken verbinden, um praktische Lösungen für den modernen Pferdesektor zu entwickeln. Die Digitalisierung bietet enorme Chancen, die Lebensqualität von Pferden zu verbessern – sei es durch optimierte Haltungsbedingungen, eine bessere Gesundheitsüberwachung oder effizientere Betriebsabläufe. Mich reizt es, wissenschaftliche Erkenntnisse mit innovativen Technologien zu verknüpfen, um den Alltag in Pferdebetrieben nicht nur für Menschen, sondern vor allem für die Pferde selbst nachhaltiger und pferdegerechter zu gestalten.
… welcher Aspekt sie besonders am Thema ihrer Arbeit fasziniert
Besonders spannend finde ich die Möglichkeiten, die Betriebsleiter*innen im Rahmen von Digitalen Tools zur Verfügung stehen, welche zum einen zu einer Erleichterung des Betriebsalltags aus arbeitswirtschaftlicher Sicht beitragen können, sich aber auch zum anderen direkt auf das Tierwohls selbst auswirken (wie zum Beispiel eine automatisierte Fütterung). Darüber hinaus ist es möglich, durch digitale Technologien, Gesundheits- und Wohlfühlindikatoren sichtbar zu machen. Jeder Fortschritt in diesem Bereich kann langfristig dazu beitragen, eine pferdegerechtere und effizientere Haltung zu ermöglichen – und genau das ist meine Motivation.
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