Je nach Ausprägung der Scheckfarbe können die Augen beim Pferd eine blaue Farbe zeigen. Foto: Felsinger Allgemein / GWP-Förderpreis 2024 / Neues aus der Pferdeforschung

Wir fördern anspruchsvolle Pferdeforschung: Die Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft um das Pferd (GWP) zeichnet auch 2024 wieder wie jedes Jahr die besten Bachelor- und Masterarbeiten sowie Dissertationen mit den GWP-Förderpreisen aus. Gewürdigt wird damit das Engagement des Forschernachwuchses. Hier sind die Zusammenfassungen der beiden Masterarbeiten, die von der GWP-Fachjury für den GWP-Förderpreis 2024 bewertet werden. 

„Zusammenhang zwischen Fellfarbe und Gendefekten bei Pferden“

Julia Monika Kautzmann (Masterarbeit, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Studiengang Nachhaltige Agrar- und Ernährungswirtschaft

Die Arbeit beschäftigt sich mit bestimmten Fellfarben und -mustern und damit verknüpften Gendefekten, die bei verschiedenen Pferderassen auftreten. Dafür werden die Genkrankheiten Lethal White Foal Syndrom (LWFS), Lavender Foal Syndrom (LFS), kongenitale stationäre Nachtblindheit (CSNB), multiples kongenitales okuläres Anomalien- (MCOA-) Syndrom, Schimmelmelanom und Taubheit in Zusammenhang mit der Fellfarbe genauer untersucht.

LWFS kommt vor allem bei American Paint Horses des Frame Overo-Typs vor und betroffene Pferde haben unter anderem intestinale Anomalien, Aganglionose, Darmverschluss und eine tödliche Kolik.

LFS tritt bei Arabern mit der Lavender Fellaufhellung auf und diese Pferde leiden an verschiedenen neurologischen Anomalien wie Tetanie, Opisthotonus und Augenzittern.

CSNB kommt insbesondere bei Appaloosas mit dem Tigerschecken-Komplex vor, wobei sich betroffene Pferde in Dämmerlicht vorsichtig verhalten und neurologisch bedingte Sehveränderungen haben, zum Beispiel Augenzittern und Schielen.

Das MCOA-Syndrom tritt häufig bei Rocky Mountain Horses mit der Silver Fellaufhellung auf und es sind verschiedene okulare Anomalien damit verbunden, vor allem Zysten.

Das Melanom betrifft vor allem Schimmel und ist in Form schwarzer Knoten und Geschwülste oft nahe unbehaarter Stellen sichtbar.

Farbverknüpfte Taubheit ist oftmals bei Pferden des Splashed White Overo-Typs mit blauen oder heterochromen Augen und weißer Scheckung, insbesondere bei American Paint Horses, zu finden und diese Pferde haben einen Hörverlust.

Neben den genetischen Hintergründen, die sowohl für die speziellen Fellfarben als auch für die dabei auftretenden Gendefekte ursächlich sind, werden unter anderem auch das Management der betroffenen Pferde, deren Zucht und die Möglichkeiten des Eindämmens des Auftretens der Genkrankheiten in Assoziation mit der Fellfarbe betrachtet. Das Ziel dabei ist neben einer Erhöhung des Bewusstseins der genannten sechs Gendefekte in Zusammenhang mit der Fellfarbe bei Pferden, das Auftreten dieser zum Teil tödlichen und immer mit Einschränkungen verbundenen Genkrankheiten zu verringern, die Zucht entsprechend anzupassen und insbesondere das Tierwohl zu verbessern.

„Verwendung von Grünschnittkompost als Einstreualternative zu Stroh in der Pferdehaltung“

Harald Unseld (Masterarbeit, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Studiengang Nachhaltige Agrar- und Ernährungswirtschaft)

Die vorliegende Untersuchung ermittelte die Material- und Arbeitskosten von Grünschnittkompost (G) und die mögliche Mistreduktion im Vergleich zum Einsatz von Stroheinstreu (S). Zudem wurden in zwei Praxisversuchen die Liegedauer von Pferden auf G und S als sogenannte Tierwohlparameter, sowie die Stallluftparameter Feinstaub und NH3 in Gruppenhaltung und Einzelhaltung untersucht.

Im Labor wurden kompostierte Grünschnittproben zweier Hersteller auf ihre Wasseraufnah-mekapazität (WAK) untersucht. Beide Proben hatten im Vergleich zu S eine deutlich geringere WAK. Für die Praxisversuche im Bewegungsstall sowie im Boxenstall, wurden die Liege-flächen 20 cm hoch mit G eingestreut.

Zur Ermittlung der Wirtschaftlichkeit wurden in beiden Versuchsansätzen die Entmistungszeit auf S, GK und Grünschnittkompost mit Strohauflage (GKS) gemessen. Im Bewegungsstall-versuch betrug die Wirtschaftlichkeit bei GK (13,84 €/m²/Jahr), S (31,62 €/m² und Jahr) und GKS (16,29 €/m² und Jahr). Im Liegeboxenversuch betrugen die jährlichen Unterhaltskosten für GK bei (728,05 €/Box), GKS (998,73 €/Box) und S (1.361,12 €/Box). Die gewogene Mistmenge pro Box und Tag lag bei G (M=20 kg; SD=5,8kg) unter der erfassten Mistmenge von GKS (MW=26,3kg; SD=11,7kg) und S (MW=29,4kg, SD=7,0kg). Durch die Verwendung von G als Einstreu, kann die Mistmenge reduziert werden und die Lagerkapazität auf den Festmistplatten pferdehaltender Betriebe erhöht werden. Das Liegeverhalten wurde im Boxenhaltungsversuch mit sechs Pferden auf S 20 Tage, auf G 14 Tage und auf GKS acht Tage lang mit einem intelligentem Kamerasystem (Acaris Horse Protector) dokumentiert. Auf feuchtem G legten sich nur 34-mal ein einzelnes Pferd ab (N=816, MW=0,05, SD=0,266) ab. Um die Liegedauer zu erhöhen, wurde der G mit einer Strohauflage (2,7 kg/m²) bedeckt, was das Liegeverhalten deutlich verbesserte. Nun legten sich 168-mal einzelne Pferde, aber auch Gruppen mit bis zu sieben Tieren gleichzeitig ab (N=1510, MW=0,72, SD=1,3).

Im Boxenhaltungsversuch verbrachten die Pferde auf S 14%, auf G 6,9%, auf GKS 12,5%. Die ermittelten NH3 Werte waren bei G (N=12.097, MW=1,12 ppm, SD=0,63) und GKS (N=11.400, MW=0,95 ppm, SD=0,49) gering. Die gemessene Feinstaubbelastung war beim bewässerten G ebenfalls gering (PM2.5=7,9 µg/m³, PM10=8,4 µg/m³), erhöhte sich aber mit abnehmender Einstreufeuchtigkeit zunehmend, was ebenfalls beim GKS (PM2.5=17,5 µg/m³, PM10=19,5 µg/m³) zu erkennen war. Im Liegeboxenversuch lagen die NH3 Werte von S (N=1380, MW=0,74 ppm, SD=0,41), GKS (N=764, MW=0,76 ppm, SD=0,32) und G (N=1333, MW=0,55 ppm, SD=0,19) im unbedenklichen Bereich. Die Feinstaubkonzentration lag bei S (N=1393) in den Partikelgrößen PM2.5 (MW=8 µg/m³, SD=9,2) und PM10 (MW=9 µg/m³, SD=10) im niedrigen Bereich, GKS (N=753) erreichte die höchsten Werte in den Partikelgrößen PM2.5 (MW=35 µg/m³, SD=14,4) und PM10 (MW=42 µg/m³, SD=19,8). Die Messwerte von G (N=1319) lagen bei PM2.5 (MW=22 µg/m³, SD=14) und PM10 (MW=26 µg/m³, SD=18,7) dazwischen.

Abschließend kann G und GKS unter Beachtung ökonomischer Aspekte als Einstreu empfohlen werden, solange Tierwohlparameter wie Feinstaubwerte und Liegeverhalten beachtet werden.

Hier finden Sie die Kurzbeschreibungen der Dissertationen und Bachelor-Arbeiten:

GWP-Förderpreis 2024: Fachjury bewertet 2 Dissertationen

GWP-Förderpreis 2024: Fachjury bewertet 14 Bachelorarbeiten


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