
Die Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft um das Pferd (GWP) hat 2025 drei Masterarbeiten ausgezeichnet und auf der EQUITANA in Essen die Sieger und die Prämierten präsentiert. Hier ist die Zusammenfassung der prämierten Masterarbeit von Maie Schiefer. Die GWP, die Fachjury und die Förderpartner gratulieren herzlich!
„Einfluss der menschlichen Antizipation auf das Pferdeverhalten in Abhängigkeit der Beziehung zwischen Pferd und Mensch“
Maie Schiefer (Masterarbeit, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Landwirtschaftliche Fakultät)
Die Arbeit untersuchte die Auswirkungen einer negativen menschlichen Erwartungshaltung sowie die Vertrautheit zwischen Pferd und Mensch auf das Pferdeverhalten. Hierfür wurden die Menschen gebeten, ein Pferd auf einer festgelegten Strecke in einer Reithalle zu führen, wobei sie die Strecke viermal durchliefen. Vor dem Test bekam der Mensch die Information, dass sie in Runde 4 durch die Öffnung eines Regenschirms erschreckt werden, dies wurde in der Praxis nicht durchgeführt. Jedes Pferd (n=24) absolvierte die Aufgabe zweimal, das erste Mal geführt von seinem Besitzer, das zweite Mal geführt von einer unbekannten Person. Das Verhalten von Pferd und Mensch wurde aufgezeichnet und die Verhaltensdaten mit Hilfe von linearen gemischten Modellen analysiert.
Die Runde wies einen signifikanten Einfluss auf die Kopf- und Körperausrichtungen des Pferdes auf (alle F>2,9; alle p<0,05). Die paarweisen Vergleiche wiesen auf Unterschiede in Runde 1 im Vergleich zu den Runden 2-4 hin. Die Pferde richteten ihren Kopf in Runde 1 vermehrt zur Wand. Die Körperausrichtung fiel in Runde 1 durch eine abweichende Hinter-/ oder Vorhand auf. Diese Effekte nahmen in Runde 2 und 3 ab. In Runde 4 wurde nummerisch wieder eine Zunahme sichtbar. Die Vertrautheit wies einen signifikanten Einfluss auf die Parameter der Verhaltensweisen Kopfhaltungen, Körperausrichtungen, Schweifbewegungen und Geschwindigkeit auf (alle F>3,94; alle p<0,05). Die Pferde hielten ihren Kopf und Körper bei unbekannten Menschen länger geradegerichtet, während sie bei den vertrauten Menschen mehr Kopfbewegungen aufzeigten und die Vorhand vermehrt von der Wand wegdrehten. Zudem fiel das Verhalten bei den vertrauten Menschen dadurch auf, dass die Pferde länger und häufiger mit dem Schweif schlugen, während die Pferde bei den unbekannten Menschen länger und häufiger mit dem Schweif pendelten. Bei den unbekannten Menschen wiesen sie eine längere Normalgeschwindigkeit auf als bei den vertrauten Menschen. Die Interaktion zwischen Runde und Vertrautheit konnte für keinen der analysierten Parameter statistisch abgesichert werden.
Die Ergebnisse lassen dennoch annehmen, dass die menschliche Antizipation und die Vertrautheit zwischen Pferd und Mensch Auswirkungen auf das Pferdeverhalten haben. Die Erkenntnisse könnten zu einer verbesserten Kommunikation beitragen und die Sicherheit im Umgang mit dem Pferd erhöhen.
Über Maie Schiefer
… ihr persönlicher Bezug zum Pferd
Ich bin mit Pferden aufgewachsen, wodurch sie immer ein fester Bestandteil meines Lebens waren. Unsere Pferde waren für uns wie Familienmitglieder, was meine Beziehung zu ihnen und mein Verständnis für sie geprägt hat. Zudem durfte ich in den vergangenen Jahren sowohl Kindern als auch Erwachsenen in Form von Lehrgängen und Reitstunden den vertrauensvollen Umgang mit Pferden vermitteln.
… was sie bewogen hat, das Thema Pferd auch zu ihrem beruflichen Schwerpunkt zu machen
Die Möglichkeit, meine private Leidenschaft mit wissenschaftlicher Forschung zu verbinden, war für mich von besonderer Bedeutung. Im Rahmen meiner Masterarbeit durfte ich an der Universität Bonn einen Versuch zur Verhaltensforschung durchführen. Diese Herausforderung hat mein wissenschaftliches Interesse am Thema Pferd weiter gefördert.
… welcher Aspekt sie besonders am Thema ihrer Arbeit fasziniert
Pferde sind sehr sensible Tiere, und es ist faszinierend, wie sie physiologische Parameter wie die Herzfrequenz oder Gehirnaktivität des Menschen wahrnehmen und darauf reagieren. Es ist nicht nur spannend zu beobachten, wie die Pferd-Mensch-Interaktion funktioniert, sondern auch, welche besondere Beziehung zwischen Pferd und Mensch entstehen kann. Das Verständnis der menschlichen Erwartungshaltung kann die Sicherheit von Pferd und Mensch erhöhen, indem sich der Mensch nicht nur seines Handelns, sondern auch der Auswirkungen seiner Erwartungen bewusst wird. Zudem können diese Erkenntnisse zu einer verbesserten Kommunikation beitragen und das Wohlergehen des Pferdes steigern.
Best of Pferdeforschung 2025: Die Sieger und Prämierten der GWP-Förderpreise
GWP-Förderpreisverleihung 2025: Das sind die 17 Nominierten
Empfohlene Beiträge

GWP zeichnete Pferdeforschung 2025 aus: 3 Siegerarbeiten und 6 prämierte Arbeiten
16 März 2025 - Allgemein, Events, GWP-Förderpreis, GWP-Förderpreis 2025, Neues aus der Pferdeforschung