
„Weißanteil- und Abzeichenentwicklung beim Sächsisch-Thüringischen Schweren Warmblut zwischen 2000 und 2022“
Martha Schafflik (Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg, Naturwissenschaftliche Fakultät III, Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften)
Die Entwicklung weißer Abzeichen findet schon sehr früh in der embryonalen Entwicklung statt. Um die Ausprägung, Verteilung und Entwicklung dieser in der Population des Sächsisch-Thüringischen Schweren Warmbluts zu untersuchen, wurden alle von 2000-2022 geborenen Fohlen mit einem Weißscore für die Ausprägung ihrer Abzeichen versehen. So konnte das Merkmal quantitativ untersucht werden.
Dabei wurde keine Zunahme der Scores in der Population festgestellt. Es zeigte sich aber, dass linke Beine häufiger weiß sind als rechte Beine und Vorderbeine seltener weiß als Hinterbeine. Außerdem sind Pferde der Grundfarbe Fuchs deutlich intensiver weiß gezeichnet als Braune, Schimmel oder Rappen. Füchse werde in der Rasse im Stutenbestand geduldet, als Hengste werden sie aber nicht zugelassen. Die Ergebnisse fanden sich auch in Publikationen zu anderen Pferderassen wie zum Beispiel dem Araber oder dem Freiberger wieder. Des weiteren konnte kein Zusammenhang zum Inzuchtkoeffizienten hergestellt werden, was sich positiv für die Population zeigt, da diese von eher geringem Umfang ist. Im letzten Punkt wurde die Selektionswürdigkeit des Merkmals anhand der Hengste, die als Väter auftraten, überprüft. Dabei zeigte sich, dass diese zuchtaktiven Hengste eher einen niedrigeren Score am Kopf und einen höheren Score an den Beinen besaßen. Dies ließ sich eventuell durch die Nutzung des Schweren Warmbluts als Fahrpferd begründen. Gewünscht wird hier ein möglichst gleiches Paar vor dem Wagen. Ein kleineres Abzeichen am Kopf kann hier besser durch den Zaum verdeckt werden, wodurch ein niedriger Abzeichenscore hier von Vorteil wäre. Außerdem werden Pferde bevorzugt, die möglichst synchron an den Beinen gezeichnet sind. Das bedeutet, dass eher eine gerade Zahl weißer Beine dem Ideal entspricht.
Die Untersuchung zeigt also, dass sich in der Gesamtpopulation kein Trend zu mehr weißen Abzeichen entwickelt hat. Dieser sollte vermieden werden, da weiße Abzeichen möglicherweise vermehrt mit gesundheitlichen Problemen in Zusammenhang gebracht werden.
Über Martha Schafflik
… ihr persönlicher Bezug zum Pferd
Schon seit meiner frühen Kindheit faszinierten Pferde mich. Mit circa sechs Jahren durfte ich endlich Reitunterricht nehmen, da meine Eltern selbst keinen Bezug zu Pferden hatten. Erst mit 19 Jahren kaufte ich meine erstes eigene Ponystute aus welcher in 2022 das Fohlen im Bild fiel. Die beiden Ponys sowie ein noch junges Sportpferd bereichern seitdem meinen Alltag.
… was sie bewogen hat, das Thema Pferd auch zu ihrem beruflichen Schwerpunkt zu machen
In meinem Studium der Agrarwissenschaften macht das Pferd nur einen kleinen Teil des Nutztierbereichs aus. Es hat sich vom klassischen Nutztier ein Stück weit entfernt, bleibt aber, mit anderen Merkmalen als früher, durchaus relevant. Umso mehr freute es mich, dass ich hier mein persönliches Interesse mit der Erarbeitung der Abschlussarbeit verbinden konnte. Das Thema Pferd wird auch in meiner Masterarbeit wieder präsent sein. Ob das Pferd schlussendlich auch Einzug in den beruflichen Alltag hält, wird sich zeigen.
… welcher Aspekt sie besonders am Thema ihrer Arbeit fasziniert
Ein Merkmal wie die Fellfarbe scheint auf den ersten Blick vielleicht wenig relevant für das Tier selbst, sondern eher für die Vorlieben von Züchtern oder Besitzern. Betrachtet man es aber genauer, zeigt sich, dass es durchaus auch relevante gesundheitliche Folgen gibt, die erblich an dei Farbgebung gekoppelt sind. Das Sächsisch-Thüringische Schwere Warmblut ist laut seinem Zuchtprogramm ein eher dunkles Pferd. Steigt der Anteil weiße Abzeichen könnte das also zu gesundheitlichen Problemen in der Population führen. Die Arbeit trägt damit zur Aufklärung über das Thema unter den Züchtern und Haltern bei und soll den Blick auf die Farbgebung des Pferdes etwas kritischer werden lassen.
Best of Pferdeforschung 2025: Die Sieger und Prämierten der GWP-Förderpreise
GWP-Förderpreisverleihung 2025: Das sind die 17 Nominierten
Empfohlene Beiträge

GWP zeichnete Pferdeforschung 2025 aus: 3 Siegerarbeiten und 6 prämierte Arbeiten
16 März 2025 - Allgemein, Events, GWP-Förderpreis, GWP-Förderpreis 2025, Neues aus der Pferdeforschung