Michaela Schulz wurde für ihre Masterarbeit von der GWP prämiert. Foto: privat GWP-Förderpreis / GWP-Förderpreis 2023

Michaela Schulz (Masterarbeit Humboldt-Universität zu Berlin, Lebenswissenschaftliche Fakultät, Albrecht Daniel Thaer-Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften)

„Einstellung von Pferdesportler:innen gegenüber verschiedenen Haltungssystemen“

Obwohl viele Studien ein besseres Wohlergehen von Pferden in Gruppenhaltungen beschreiben, ist die Einzelhaltung weiterhin die verbreitetste Haltungsform. Diese Diskrepanz zwischen wissenschaftlich belegter Erkenntnis und Verbreitung der Haltungsformen in der Praxis legt nahe, dass Pferdesportler:innen vorgefasste Einstellungen gegenüber bestimmten Haltungsformen haben. In diesem Zusammenhang wurden Einflüsse auf die Einstellung gegenüber verschiedenen Haltungssystemen untersucht. Zudem wurde überprüft, ob die Intensität, mit der der Pferdesport ausgeübt wird, die Haltungsform des eigenen Pferdes beeinflusst.

Es wurde ein Online-Fragebogen entworfen und unter Mithilfe deutscher Pferdesport- und Zuchtverbände sowie universitärer Einrichtungen in der Pferdesport-Szene verbreitet. Es konnten 1.414 vollständig ausgefüllte Fragebögen ausgewertet werden. Es wurden Einflüsse auf entweder eine positive Einstellung gegenüber Einzelhaltung oder eine negative Einstellung gegenüber Einzelhaltung mit Sozialkontakt und Bewegung untersucht. Zusätzlich wurde ein möglicher Einfluss von Trainingszeit je Woche, Selbstzuordnung in eine Gruppe von Pferdesportler:innen und Turnieranzahl pro Jahr auf die Haltungsform des Pferdes untersucht.

Eine positive Einstellung gegenüber Einzelhaltung war bedingt durch: Einzelhaltung des eigenen Pferdes, Verfügbarkeit dieser in der näheren Umgebung, das empfundene Risiko für chronischen Stress oder höhere Verletzungsgefahr in Gruppenhaltung bzw. Zweifel hinsichtlich einer bedarfsgerechten Fütterung in Gruppenhaltung. Auf der anderen Seite bedingten folgende Faktoren eine negative Einstellung gegenüber Einzelhaltung: Gruppenhaltung des eigenen Pferdes, Studium im pferde-, agrarwissenschaftlichen oder veterinärmedizinischen Bereich, Wunsch nach Bewegungsanreizen und Sozialkontakt für das Pferd. Je höher die Anzahl an Turnierstarts pro Jahr, desto eher war das eigene Pferd in Einzelhaltung aufgestallt.

Die persönliche Einstellung des/ der Pferdesportler:in stand in Zusammenhang mit der Aufstallungsart des eigenen Pferdes. Eine positive Einstellung gegenüber Einzelhaltungssystemen und eine negative Einstellung gegenüber Gruppenhaltungssystemen wurden eher durch wissenschaftlich nicht gestützte Argumente begründet. Dementsprechend könnten Fortbildungsmaßnahmen zu Haltungssystemen die Einstellungen von Pferdesportler:innen beeinflussen und dadurch langfristig gesehen das Tierwohl verbessern. Desweiteren schienen Gruppenhaltungssysteme in Deutschland unzureichend verbreitet zu sein. Stallbetreiber:innen sollten die Umsetzung von Gruppenhaltungssystemen, wo möglich, erwägen, um mehr Pferdesportler:nnen die Möglichkeit zu geben, ihre Pferde in der gewünschten Haltungsform zu halten.

GWP-Förderpreisträgerin Michaela Schulz mit Urkunde und Gratulanten: von links Dr. Enrica Zumnorde-Mertens, Hendrik Fiegel, Dr. Ludwig Christmann, Dr. Susanne Marx-Nowak, Dr. Klaus Miesner, Thorsten Hinrichs, Dr. Astrid von Velsen-Zerweck, Dr. Theo Hölscher.

GWP-Förderpreisträgerin Michaela Schulz mit Urkunde und Gratulanten: von links Dr. Enrica Zumnorde-Mertens, Hendrik Fiegel, Dr. Ludwig Christmann, Dr. Susanne Marx-Nowak, Dr. Klaus Miesner, Thorsten Hinrichs, Dr. Astrid von Velsen-Zerweck, Dr. Theo Hölscher. Foto: Felsinger

Über Michaela Schulz
… ihr persönlicher Bezug zum Pferd

Nachdem Pferde bereits viele Jahre eine große Faszination auf mich ausgeübt haben, ermöglichten meine Eltern mir ab meinem zehnten Geburtstag Reitunterricht zu nehmen. Nach einigen Jahren ungebrochener Begeisterung erfolgte der Wechsel zu einer Reitbeteiligung. Seitdem hatte ich viele Möglichkeiten, mich vertieft mit der Mensch-Pferd-Beziehung sowie dem gesunderhaltenden Training von Freizeitpferden zu beschäftigen und immer wieder Neues zu lernen.

… was sie bewogen hat, das Thema Pferd auch zu ihrem beruflichen Schwerpunkt zu machen
Nach dem Abitur stieß ich durch Zufall auf den Studiengang „Pferdewissenschaft“ an der FU Berlin und bewarb mich mit der Hoffnung, mein Hobby mit dem Beruf verbinden zu können. Im Laufe meiner Studienzeit kam dann immer mehr der Wunsch auf, den Pferden etwas zurückzugeben und mich für eine Verbesserung der Haltungsbedingungen einzusetzen. Das hat mich auch dazu bewogen, auf diesem Gebiet eine Promotion anzustreben.

… welcher Aspekt sie besonders am Thema ihrer Arbeit fasziniert
Durch meine Umfrage ist mir noch einmal bewusst geworden, wie emotional besetzt das Thema Pferdehaltung für viele Pferdesportler:innen ist. Durch Antworten im Rahmen der Umfrage und auch durch einige E-Mail-Zuschriften wurde deutlich, wie kontrovers das Thema diskutiert wurde. Ich denke, jeder Pferdemensch möchte nur das Beste für sein Pferd, und umso wichtiger ist es, im Dialog zu bleiben und zu den jeweils aktuellen, wissenschaftlichen Erkenntnissen aufzuklären, um schrittweise eine weitere Verbesserung der Pferdehaltung zu bewirken.

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