Raufutter kann entweder in Heunetzen oder lose bedampft werden. Allgemein / GWP-Förderpreis 2026 / Neues aus der Pferdeforschung

Wir fördern Pferdeforschung auf höchstem Niveau: Die Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft um das Pferd (GWP) zeichnet auch 2026 wieder wie jedes Jahr die besten Bachelor- und Masterarbeiten sowie Dissertationen mit den GWP-Förderpreisen aus. Gewürdigt wird damit das Engagement des wissenschaftlichen Nachwuchses. Hier sind in alphabetischer Reihenfolge die Zusammenfassungen der Bachelorarbeiten, die von der GWP-Fachjury für den GWP-Förderpreis 2025 bewertet werden. 

„Die Fütterung von Pferden mit Belastungsmyopathie – ein Vergleich zwischen der Theorie und den Futterrationen in der Praxis“

Luisa Bartelmetz (Bachelorarbeit, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Studiengang Pferdewirtschaft)

Muskelerkrankungen in Form von Belastungsmyopathien beeinträchtigen betroffene Pferde stark, da die Muskulatur ein wichtiger Teil des Bewegungsapparates ist (vgl. Guthöhrlein, 2023, S. 10). Diese Muskelerkrankungen betreffen einen großen Teil der Pferdepopulation weltweit (vgl. Löffler; Gerber, 2022, S. 41f). Es ist von großer Bedeutung, die Symptome der Belastungsmyopathien zu mildern, da die Erkrankungen nicht heilbar sind. Dies kann mithilfe eines optimalen Managements, bestehend aus angepasster Haltung und Bewegung sowie bedarfsgerechter Fütterung, gewährleistet werden (vgl. Löffler; Gerber, 2022, S. 58f). Das Ziel dieser Arbeit ist die Beantwortung der Frage, inwieweit sich die Fütterung von Pferden mit Belastungsmyopathie in der Theorie von den Futterrationen in der Praxis unterscheidet. Die Fütterung von Pferden mit Belastungsmyopathien sollte aus ausreichend Raufutter (1,5 – 2 kg Raufutter/100 kg LM pro Tag), einem möglichst geringen Zucker- und Stärkeanteil (maximal 10 – 12 % der Gesamtration) und einem erhöhten Proteinanteil (12 – 14 % der Gesamtration) bestehen. Auf die Fütterung von Getreide sollte aufgrund des hohen Stärkegehalts verzichtet werden. Betroffene Pferde profitieren von einer Energiezufuhr durch fettreiche Futtermittel und einer erhöhten Versorgung mit Nährstoffen, wie Vitamin E und Mangan. (vgl. Coenen; Vervuert, 2020, S. 318f; vgl. Pagan; Valberg, 2020, S. 68ff)

Als Methode wurde eine Online-Umfrage durchgeführt, mit deren Hilfe die Fragestellung der Arbeit: „Inwiefern unterscheidet sich die Fütterung von Pferden mit einer Belastungsmyopathie in der Theorie von den Futterrationen in der Praxis?“ beantwortet werden soll. Die Auswertung der Umfrageergebnisse zeigt, dass sich die Fütterung in Theorie und Praxis nur in wenigen Punkten unterscheidet. Die wichtigste Abweichung stellt erstens die niedrigere Raufuttermenge bei Pferden mit PSSM2 im Gegensatz zu anderen betroffenen Pferden dar. Außerdem ist die geringe Begrenzung der Grasaufnahme und die Getreidefütterung von 21 % der Pferde mit Belastungsmyopathie auffällig. 

Die Umfrageergebnisse verdeutlichen, dass trotz großer Übereinstimmung zwischen Theorie und Futterrationen in der Praxis weitere Aufklärung der Pferdebesitzer betrieben werden muss. Es besteht vor allem zusätzlicher Forschungsbedarf in der Analyse der Häufigkeit der verschiedenen Belastungsmyopathien in der Gesamtpopulation. Des Weiteren muss die Belastungsmyopathie PSSM2/MIM weiter untersucht werden, um verschiedene Forschungsergebnisse zu erklären. Außerdem besteht weiterer Forschungsbedarf bei der Analyse der Fütterung von Pferden mit seltenen Belastungsmyopathien wie MYH1 und Maligner Hyperthermie.

 

 „Die Rolle von Erlebnispädagogik am Beispiel des Kindertages im Haupt- und Landgestüt Marbach“ 

Laura Bräuninger (Bachelorarbeit, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Studiengang Pferdewirtschaft)

Die Arbeit mit dem Titel „Die Rolle von Erlebnispädagogik am Beispiel des Kindertages im Haupt- und Landgestüt Marbach“ untersucht am Beispiel des Kindertags im Haupt- und Landgestüt Marbach, welchen Einfluss pferdegestützte erlebnispädagogische Maßnahmen auf die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern haben. Dabei stehen Aspekte wie Selbstvertrauen, soziale Kompetenz und Interesse am Pferd im Mittelpunkt.

Erlebnispädagogik wird als erfahrungsorientiertes Bildungsmodell dargestellt, das besonders im Bereich der Kinder- und Jugendpädagogik wirksam ist. Der Einsatz von Pferden erweitert diesen Ansatz um eine emotionale und soziale Komponente. Pferde fördern durch ihre Sensibilität und Reaktionen das Verantwortungsbewusstsein und die Selbstreflexion von Kindern.

Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurden zwei empirische Methoden kombiniert: eine quantitative Online-Umfrage mit 186 Teilnehmenden und ein qualitatives leitfadengestütztes Experteninterview. Die Umfrage erfasste soziodemografische Merkmale, Vorerfahrungen mit Pferden, Zufriedenheit mit dem Kindertag sowie zukünftiges Interesse. Das Interview wurde mit einem erfahrenen Experten aus dem Bereich pferdegestützter Pädagogik geführt und mit MAXQDA ausgewertet.

Die Umfrage zeigt eine hohe Zufriedenheit mit der Veranstaltung sowie ein gestärktes Interesse der Kinder am Pferd. Besonders hervorzuheben ist die große Bereitschaft der Familien, erneut teilzunehmen und die Veranstaltung weiterzuempfehlen. Auch Kinder ohne Vorerfahrung konnten durch den Kindertag positive Impulse erfahren. 81,6 % der Probanden gaben an, dass deren Kinder auch in Zukunft Interesse am Pferd haben werden (15,8 % sehr wahrscheinlich, 65,8 % wahrscheinlich).  Das Interview bestätigte die Wirkung pferdegestützter Erlebnisse auf die emotionale und soziale Entwicklung von Kindern.

Pferdegestützte Erlebnispädagogik fördert kindliche Entwicklung ganzheitlich. Zukünftig sollte das Konzept weiter ausgebaut und durch Langzeitstudien ergänzt werden. Zudem bietet sich eine stärkere Einbindung solcher Angebote in schulische und außerschulische Bildungskonzepte an.

 

„Die Bedampfung von Raufuttermitteln zur Qualitätsverbesserung von Raufutter“

Alexandra Heft (Bachelorarbeit, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Studiengang Pferdewirtschaft)

Die Belastung von Pferden durch Staub und mikrobiell verunreinigtes Raufutter stellt ein erhebliches Risiko für Pferde dar, um an Atemwegserkrankungen wie dem Equinen Asthma zu erkranken. Eine effektive Maßnahme zur Reduktion von Staub- und Keimgehalten ist das Bedampfen von Raufutter, das nachweislich eine Reduktion von Mikroorganismen im Raufutter um bis zu 99 % ermöglicht.

Ziel dieser Bachelorarbeit war es, den aktuellen Einsatz von Bedampfungssystemen auf pferdehaltenden Betrieben in Deutschland zu untersuchen, die Investitionsbereitschaft der Teilnehmenden zu ermitteln und potenzielle Käufergruppen zu identifizieren. Dazu wurde eine Online-Umfrage mit 299 Teilnehmenden durchgeführt.

Die Ergebnisse zeigen, dass 83 % der Befragten Pferde mit Atemwegserkrankungen auf ihrem Betrieb halten – ein deutlicher Hinweis auf einen bestehenden Bedarf an Bedampfungssystemen. Dabei gaben 41 % der Befragten an, bereits Bedampfer als Hygienisierungsmaßnahme einzusetzen. Unter den Betrieben, die noch keinen Bedampfer verwenden, ist die Investitionsbereitschaft mit 24 % vergleichsweise gering. Das Interesse in Einzelportionsbedampfer zu investieren ist dabei deutlich höher, als in Großballenbedampfer zu investieren. Diese erscheinen aufgrund hoher Anschaffungskosten weniger attraktiv. Zudem zeigt die Umfrage, dass Bedampfer bisher überwiegend kurativ bei erkrankten Pferden eingesetzt werden, während ein präventiver Einsatz noch wenig verbreitet ist. Weiterhin werden die Bedampfer auf den Betrieben zur Qualitätsverbesserung des Raufutters eingesetzt. 

Als Hauptzielgruppe für den Erwerb von Bedampfern konnten Personen unter 50 Jahren, unabhängig vom Geschlecht, identifiziert werden. Besonders relevant sind dabei Betriebsleiter größerer Betriebe mit einem hohen Anteil an atemwegserkrankten Pferden.

Die Arbeit liefert wichtige Informationen für Hersteller von Bedampfungssystemen und unterstreicht zugleich den Bedarf an vermehrter Aufklärung der Pferdehalter über die präventiven Vorteile des Bedampfens. Eine stärkere Sensibilisierung sowie die Entwicklung finanziell tragfähiger Lösungen, insbesondere für kleinere Betriebe, könnten den Einsatz von Bedampfern deutlich ausweiten und langfristig einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der Pferdegesundheit leisten.

 

„Videogestützte Analyse der Körperhaltung im starken Trab mit dem Fokus auf der Kopf-Hals-Position sowie deren Einfluss auf das Pferd“

Selina Hössel (Bachelorarbeit, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Studiengang Pferdewirtschaft)

Die vorliegende Bachelorarbeit untersuchte die Relevanz der Kopf-Hals-Position im starken Trab von Dressurpferden und deren mögliche Auswirkungen auf biomechanische Parameter und das Wohlbefinden. Im Zentrum stand die Analyse von Videomaterial hochklassiger Dressurprüfungen, anhand dessen 26 Pferde ausgewertet wurden.

Die Untersuchung der Stirn-Nasen-Linie ergab, dass 18 von 26 Pferden (ca. 69 %) in einer Kopfhaltung hinter der Senkrechten gearbeitet wurden. Elf Pferde zeigten dabei eine Abweichung bis zu 10°, sieben eine stärkere Beizäumung zwischen 10° und 20°. Nur eine Minderheit der Pferde wurde mit einer annähernd offenen oder an der Senkrechten orientierten Kopfhaltung vorgestellt.

Die Auswertung der Beinparallelität verdeutlichte, dass bei 22 Pferden das Hinterbein weniger weit vorgriff als das diagonale Vorderbein. Dieser Befund weist auf eine eingeschränkte Aktivität der Hinterhand und eine veränderte Bewegungsmechanik hin. Demgegenüber zeigten nur vier Pferde eine umgekehrte Abweichung.

Als Indikator für Stress wurde das Auftreten von Schweifschlägen herangezogen. Diese traten bei 12 von 26 Pferden während der untersuchten Trabverstärkung auf. Ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen Kopf-Hals-Position und Schweifschlägen konnte jedoch nicht nachgewiesen werden. Ebenso zeigte die Analyse keine signifikante Korrelation zwischen der Abweichung der Stirn-Nasen-Linie und der Beinparallelität.

Die Ergebnisse verdeutlichen die Komplexität der biomechanischen und verhaltensbezogenen Zusammenhänge. Methodische Einschränkungen, insbesondere die begrenzte Stichprobengröße sowie der Momentaufnahmecharakter der Videosequenzen, könnten die fehlende Signifikanz mitbeeinflusst haben. Dennoch bestätigen die Resultate, dass die enge Kopf-Hals-Position auch im Spitzensport weit verbreitet ist und mit Veränderungen der Bewegungsmechanik assoziiert sein kann.

Im Abgleich mit der einschlägigen Literatur lässt sich festhalten, dass tendenziell die Mehrheit der hinzugezogenen Literatur- sowie Studienergebnisse dafür spricht, dass sich eine solche Kopf-Hals-Haltung negativ auf den Pferdekörper auswirkt, sowohl in physischer als auch in psychischer Hinsicht. Zudem wurden in bereits durchgeführten Studien auch Zusammenhänge zwischen der engen Kopf-Hals-Position und negativen Verhaltensweisen, wie beispielsweise dem Schweifschlagen, nachgewiesen. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, Methoden, welche eine enge Kopf-Hals-Position beabsichtigen, kritisch zu hinterfragen.

Schlussendlich zeigten die für diese Bachelorarbeit genutzten Videodaten, dass eine enge Kopf-Hals-Position auch auf hohem Dressurniveau keine Seltenheit darstellt und dass diese sich auf unterschiedliche Weise, sowohl biomechanisch als auch verhaltensbezogen, auf das Pferd auswirken kann.

 

„Abfohlrate beim Schwarzwälder Kaltblut – eine statistische Untersuchung potenzieller Einflussfaktoren“

Davinia Hoyle (Bachelorarbeit, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Studiengang Pferdewirtschaft)

Ziel dieser Arbeit war es, die Faktoren zu identifizieren, welche die Abfohlrate und damit den Zuchterfolg des Schwarzwälder Kaltblutes maßgeblich beeinflussen. Hierfür wurden die Daten von Schwarzwälder Zuchthengsten, -stuten und Fohlen aus den Jahren 1999 bis 2023 analysiert. Mithilfe logistischer Regressionsanalysen wurden verschiedene Parameter, hinsichtlich ihres Einflusses auf die Abfohlrate, untersucht. Zu den wichtigsten berücksichtigten Faktoren zählen das Alter der Hengste und Stuten, der Bedeckungsmonat, die Anzahl der gedeckten Stuten pro Hengst, die Abstammung der Zuchttiere, die Endnote der abgelegten Leistungsprüfungen sowie die Art der Bedeckung. 

Das Alter erwies sich sowohl bei Hengsten als auch bei Stuten als signifikanter Faktor und zeigte eine negative Korrelation mit der Abfohlrate. Der Bedeckungsmonat hatte ebenfalls einen signifikanten Einfluss: Die Bedeckungen in den Monaten März, April und Mai führten zu deutlich höheren Abfohlraten als in den übrigen Monaten. Während die Hengstlinien einen signifikanten Effekt auf die Abfohlrate zeigten, war dies bei den Stutenlinien nicht der Fall. Auch die Endnoten der Leistungsprüfungen erwiesen sich als nicht signifikant. Im Gegensatz zu vielen Literaturergebnissen, konnte in dieser Studie kein signifikanter Einfluss der Bedeckungsart auf die Abfohlrate nachgewiesen werden. Zwar zeigte der Natursprung einen leicht höheren Erfolg im Vergleich zur künstlichen Besamung mit Frischsperma, doch war dieser Unterschied statistisch nicht signifikant. Auffällig war zudem, dass die Abfohlrate pro Hengst mit steigender Anzahl gedeckter Stuten, signifikant zurückging. Dieses Ergebnis widerspricht bisherigen Forschungsergebnissen, was jedoch darauf zurückzuführen sein könnte, dass in dieser Untersuchung die Gesamtanzahl der gedeckten Stuten pro Hengst betrachtet wurde, während in anderen Studien die Anzahl der Stuten pro Hengst und Decksaison analysiert wurde. 

Zusammenfassend zeigt diese Arbeit, dass eine Vielzahl an Faktoren die Abfohlrate der Schwarzwälder Kaltblüter beeinflussen. Einige dieser Faktoren wurden in der Analyse erfolgreich untersucht, jedoch bedarf es weiterer Untersuchungen, um zusätzliche entscheidende Einflussgrößen zu identifizieren: beispielsweise die Spermienqualität der Hengste oder das Management der Stuten und Hengste.

 

„Verhaltensforschung und Vegetationsmonitoring bei Hengsten mittels Direktbeobachtung und Remote Sensing“

Raphaela Kusch (Bachelorarbeit Berner Fachhochschule, Pferdewissenschaften) 

Die vorliegende Pilotstudie untersuchte die Integration von vier adulten Hengsten in einer viermonatigen Weidehaltung. Ziel war es, (1) die sozialen Interaktionen und die Hierarchie der Tiere zu beobachten, (2) ihr Bewegungsverhalten mithilfe von GPS-Sensoren zu erfassen und (3) den Zustand der Grasnarbe durch Drohnenaufnahmen zu quantifizieren.

Die Ergebnisse der ersten Teilstudie zeigen, dass die Interaktionen zwischen den Hengsten im Laufe der Zeit abnahmen. Affiliative Interaktionen dominierten mit insgesamt 860 Zählungen, während agonistische Kontakte stark zurückgingen. Unter den Hengsten zeigte sich ein interindividuelles Verhalten, indem Pferd 3 sehr kontaktfreudig und Pferd 2 eher zurückhaltend war. Eine stabile Rangordnung bildete sich während der Beobachtungszeit nicht, was auf die kleine Gruppengrösse und individuelle Unterschiede zurückgeführt wurde und was darauf hinweist, dass die Hierarchiebildung bei Hengsten längere Zeit beanspruchen kann.

Das GPS-Monitoring der zweiten Teilstudie ergab, dass die Pferde zunächst sehr weite Strecken mit bis zu 44 km/Tag liefen, um die neue Umgebung zu erkunden (mittlerer Höchstwert: 25,96 km, SD: 11,24). Mit der Zeit nahmen die täglichen Laufdistanzen ab, sodass sich die Hengste täglich rund 8 km zurücklegten (8,97 km SD). Bestimmte Bereiche der Weide, wie der Unterstand oder die Heuraufen, wurden besonders intensiv genutzt, während feuchte oder stark abgenutzte Grasflächen gemieden wurden. Ausserdem zeigte sich ein saisonales Muster, wobei im Sommer die Hengste vor allem nachts weideten und im Herbst hingegen gleichmässiger über den Tag verteilt.

Die dritte Teilstudie nutzte Drohnenaufnahmen und k-Means-Clustering zur Analyse der Vegetationsdichte. Hierbei erwies sich, dass sich die Grasflächen zuverlässig in fünf Dichteklassen einteilen lassen. Gleichzeitig wurden auch Optimierungspotentiale der Methode bezüglich z.B. Schattenwurf deutlich.

Insgesamt verdeutlicht die Studie, dass die Gruppenhaltung von Hengsten unter adäquaten Rahmenbedingungen möglich ist und wichtige Vorteile für das Tierwohl bietet. Gleichzeitig zeigen GPS- und Drohnentechnologien Potenzial, Weidenutzung objektiv zu betrachten und damit nachhaltiges Weidemanagement zu unterstützen.

 

„Analyse der Einflussfaktoren auf die Verbreitung des West-Nil-Virus in der deutschen Pferdepopulation unter Berücksichtigung der Temperatur, der Transportbewegungen und des Vogelzugs“

Leonie Merkle (Bachelorarbeit, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Studiengang Pferdewirtschaft)

Mit dem Ausbruch des West-Nil-Virus in Deutschland im Jahr 2018 rückte das ursprünglich aus Afrika stammenden Arbovirus auch in den gemäßigten Breiten verstärkt in den Vordergrund der Veterinärmedizin und stellt auch für Pferde eine wachsende Bedrohung dar, die sich vor dem Hintergrund des Klimawandels und der fortschreitenden globalen Erwärmung in Zukunft weiter intensivieren wird, wobei auch die im Rahmen der Globalisierung auftretenden intensiven Transportbewegungen einen Beitrag zur Verbreitung solcher Arboviren leisten können. Die vorliegende Arbeit untersuchte aus diesem Grund die Rolle von drei Einflussfaktoren für die Zirkulation des West-Nil-Virus in Deutschland unter Berücksichtigung der Temperatur, der Transportbewegungen von Pferden und des Vogelzugs. Dafür wurde neben einer umfassenden Darstellung des gegenwärtigen Forschungsstandes eine Analyse des Infektionsgeschehens in drei Phasen durchgeführt.  Die Ergebnisse zeigen, dass insbesondere hohe Temperaturen im Frühjahr durch ihren positiven Einfluss auf die Vektoren und die Zugvögel die Zirkulation des West-Nil-Virus in Deutschland fördern, während extreme Winterkälte die Etablierung eines autochthonen Übertragungszyklus deutlich und nachhaltig hemmen kann und Temperaturen im Sommer vor dem Hintergrund der fortschreitenden globalen Erwärmung eine zunehmende Bedeutung für das Infektionsgeschehen einnehmen werden. 

Das Ergebnis unterstreicht die Notwendigkeit, klimatische Veränderungen der Temperatur sowie das Zusammenspiel verschiedener klimatischer Temperaturparameter verstärkt in epidemiologische Risikoabschätzungen einzubeziehen und gezielte Präventionsmaßnahmen in Abhängigkeit der regionalen Bedingungen umzusetzen. Dabei sollte insbesondere in europäischen Ländern mit bereits ausgeprägter Viruszirkulation eine verstärkte Untersuchung erfolgen, um belastbare und statistisch aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen.

 

„Entwicklung eines Grundkonzeptes für die ‚Straße des Pferdes‘ im Aller-Leine-Tal“

Charlotte Penzel (Bachelorarbeit, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Studiengang Pferdewirtschaft)

Diese Bachelorthesis beschäftigt sich mit der Entwicklung eines fundierten Grundkonzeptes für die „Straße des Pferdes“ im Aller-Leine-Tal. Ziel dieses Projektes ist es, die vielfältigen Facetten der Pferdenutzung sichtbar zu machen, touristisch zu nutzen und so die Region als attraktives Tourismusgebiet weiter zu stärken. Niedersachsen gilt mit seiner traditionsreichen Hannoveraner-Zucht, dem Landgestüt Celle, dem „Deutschen Pfedemuseum“ in Verden und zahlreichen Pferdesport-Vereinen als ein Zentrum der Pferdewirtschaft. Dennoch fehlt bislang eine Themenstraße, die diese Besonderheiten bündelt und für Besucher:innen auch außerhalb der „Pferdewelt“ erlebbar macht.

Zur Untersuchung wurden zwei methodische Ansätze kombiniert: Eine Online-Befragung, an der 113 regionale Betriebe und Vereine teilnahmen, sowie Expert:inneninterviews mit Fachleuten aus Tourismus, Pferdezucht und Regionalentwicklung. Die Ergebnisse zeigen ein hohes Maß an Zustimmung. Rund 86 Prozent der Befragten bewerten die geplante Straße sehr positiv. Viele sehen darin die Möglichkeit, das gesellschaftliche Ansehen des Pferdesports zu steigern, neue Besuchergruppen zu gewinnen und die regionale Bekanntheit der Region zu erhöhen.

Deutlich wurde jedoch auch, dass es Herausforderungen gibt. Dazu zählt der Zeitaufwand eines solchen Projekts, Fragen der Finanzierung sowie die langfristige Organisation. Besonders betont wird die Einrichtung einer zentralen Koordinationsstelle, die als Schnittstelle zwischen Betrieben, Vereinen und Verwaltung fungiert. Ebenso sind ein professionelles Marketing, eine starke digitale Präsenz und ein einheitliches Erscheinungsbild entscheidend, um eine klare Markenidentität zu schaffen.

Die Interviews mit den Expert:innen verdeutlichen, dass die erfolgreiche Umsetzung stark von regionaler Zusammenarbeit abhängt. Niedrigschwellige Angebote wie direkten Kontakt zum Pferd, Mitmachaktionen, Fotopoints oder thematische Veranstaltungen können insbesondere pferdeferne Zielgruppen ansprechen. Eine konsequente Qualitätssicherung der teilnehmenden Betrieben ist notwendig, um das Vertrauen der Gäste zu gewinnen und Wiederbesuche zu fördern.

Insgesamt zeigt die Arbeit, dass die „Straße des Pferdes“ ein hohes touristisches, wirtschaftliches und identitätsstiftendes Potenzial besitzt. Sie kann die Region nachhaltig bereichern, setzt jedoch verbindliche Strukturen, klare Zuständigkeiten und langfristiges Engagement voraus, um erfolgreich realisiert zu werden.

 

„Sicherheitsentwicklung im Vielseitigkeitsreiten: Eine qualitative Untersuchung zu Veränderungen im Geländeaufbau und deren Wirksamkeit“

Evi Schüle (Bachelorarbeit, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Studiengang Pferdewirtschaft)

Die vorliegende Arbeit untersucht sicherheitsrelevante Veränderungen im Geländeaufbau des Vielseitigkeitsreitens aus Sicht erfahrener Experten. Ziel war es, die wesentlichen Entwicklungen zu identifizieren, deren Wirksamkeit zu bewerten und daraus praxisrelevante Schlussfolgerungen abzuleiten. Grundlage der Untersuchung bilden sechs leitfadengestützte Experteninterviews, die mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet wurden.

Die Ergebnisse zeigen, dass Sicherheit im Vielseitigkeitssport nicht durch einzelne Maßnahmen erzielt werden kann, sondern ein ganzheitliches Zusammenspiel technischer, gestalterischer und organisatorischer Elemente erfordert. Technische Sicherheitssysteme wie MIM-Clips werden von den Befragten grundsätzlich als wirksam bewertet, insbesondere bei rotationsgefährdeten Hindernissen wie Steilsprüngen, Tischen oder Ecken. Ihre Wirkung ist jedoch an bauliche Voraussetzungen, korrekte Installation und eine durchdachte Platzierung im Kursverlauf gebunden. Kritikpunkte betreffen die begrenzte Auslösesicherheit, eine teils unreflektierte Anwendung sowie die Dominanz der MIM-Technologie im internationalen Regelwerk, die alternative Systeme strukturell benachteiligt. Einzelne Experten äußern zudem die Sorge, dass deformierbare Hindernisse eine veränderte Risikowahrnehmung erzeugen und riskanteres Reiten unbeabsichtigt fördern könnten. Auch der Einsatz von Hecken („forgiving fences“) wird von den Befragten als wirksame Ergänzung zur Risikoreduktion hervorgehoben, erfordert jedoch eine sorgfältige Anpassung an die jeweilige Sprungsituation.

Gestalterische Faktoren wie Linienführung, Hindernisgestaltung und Geländeprofil werden als mindestens ebenso bedeutend eingeschätzt. Eine rhythmisch aufgebaute Streckenführung, die technische Anforderungen mit Erholungsphasen kombiniert, wird als bedeutsames Sicherheitsmerkmal hervorgehoben. Abgerundete Oberkanten, optisch klar strukturierte Grundlinien und die gezielte Nutzung topografischer Gegebenheiten unterstützen das sichere Überwinden von Sprüngen. Die Wirkung technischer Systeme entfaltet sich nach Einschätzung der Experten nur in Verbindung mit diesen gestalterischen Prinzipien.

Der Übergang vom klassischen Format mit Rennbahn zum heutigen Kurzformat wird mehrheitlich als pferdeschonend bewertet. Gleichzeitig führt die Verdichtung technischer Anforderungen zu einer erhöhten kognitiven Belastung, insbesondere bei jungen Pferden. Dies erfordert ein noch präziseres Streckendesign und eine sorgfältige Ausbildung von Reitern und Offiziellen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt betrifft die Diskrepanz zwischen internationalen Regelwerken und deren Umsetzung im nationalen Bereich. Während auf internationaler Ebene verbindliche Standards, verpflichtende Fortbildungen und klare Sicherheitsvorgaben bestehen, zeigen sich im nationalen Kontext strukturelle Schwächen, insbesondere in Bezug auf Schulung, Materialverfügbarkeit und organisatorische Abläufe. Kritisch wird zudem bewertet, dass Anforderungen in unteren Klassen teils zu niedrig angesetzt werden, wodurch die Ausbildung systematisch unterlaufen werden kann.

Insgesamt verdeutlichen die Aussagen der Experten, dass Sicherheit im Geländeaufbau als fortlaufender, gestaltungsabhängiger Prozess zu verstehen ist. Effektive Sicherheitskonzepte erfordern technische Kompetenz, gestalterisches Verständnis, organisatorische Abstimmung und die Bereitschaft zur kontinuierlichen Reflexion. Ob eine Maßnahme zur Sicherheit beiträgt, lässt sich nur im Zusammenhang mit ihrer konkreten Anwendung und Platzierung beurteilen.

Für die künftige Forschung ergeben sich offene Fragen hinsichtlich der objektiven Wirksamkeit deformierbarer Systeme, der langfristigen Wirkung gestalterischer Maßnahmen sowie der kognitiven Belastung im aktuellen Geländeaufbau. Auch die gesellschaftliche Debatte über den Vielseitigkeitssport und die Wahrnehmung von Sicherheit erfordert weiterführende Reflexion.


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