Die Nährstoffgehalte von Frischgras unterscheiden sich erheblich je nach botanischer
Zusammensetzung der Weide. Allgemein / GWP-Förderpreis 2026 / Neues aus der Pferdeforschung

Wir fördern Pferdeforschung auf höchstem Niveau: Die Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft um das Pferd (GWP) zeichnet auch 2026 wieder wie jedes Jahr die besten Bachelor- und Masterarbeiten sowie Dissertationen mit den GWP-Förderpreisen aus. Gewürdigt wird damit das Engagement des wissenschaftlichen Nachwuchses. Hier sind in alphabetischer Reihenfolge die Zusammenfassungen der Masterarbeiten, die von der GWP-Fachjury für den GWP-Förderpreis 2026 bewertet werden. 

„EGUS: Einfluss- und Risikofaktoren für das Entstehen von Magengeschwüren bei Pferden“

Ida Hansen (Masterarbeit, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Studiengang Tierwissenschaften)

Die Arbeit beschäftigte sich mit den Einfluss- und Risikofaktoren von Magengeschwüren bei Pferden und umfasste eine Befragung mit 263 Teilnehmern, von denen 216 eine von einem Tierarzt gesicherte Diagnose hatten. Die Verteilung nach Geschlecht war ausgewogen zwischen Stuten (42,3%) und Wallachen (56,7%), Hengste machten nur 1% aus. Das Durchschnittsalter lag bei 13,1 Jahren, die Spannbreite reichte von 4 bis 30 Jahren. Es waren Pferde aller Größen, Gewichtsklassen und Rassetypen vertreten.

Magengeschwüre kamen in allen Altersgruppen vor, am häufigsten zwischen fünf und acht Jahren (21,2%). In 61,9% der Fälle trat die Erkrankung während des normalen Trainings auf. 44,8% der Pferde litten gleichzeitig an ESGD und EGGD, wobei insbesondere EGGD in Kombination mit ESGD schwerer verlief. Geschlecht und Rassetyp zeigten keinen signifikanten Einfluss.

Zur Behandlung wurde überwiegend Omeprazol eingesetzt (92%), oft ergänzt durch Sucralfat. 41% der Pferde waren nach Therapie symptomfrei, 46% zeigten deutliche Besserung. Im Mittel traten bei den Pferden 3,75 Symptome gleichzeitig auf, die meist über mehr als drei Monate bestanden. Etwa zwei Drittel der Pferde zeigten Verhaltensauffälligkeiten, die jedoch nicht eindeutig mit Schweregrad oder Lokalisation der Geschwüre in Verbindung standen. Bei der Haltung dominierten Boxen und Paddockboxen (59,7%). Pferde in Gruppenhaltung wechselten nach der Diagnose häufiger die Haltungsform. Nahezu alle Pferde erhielten Heu (92,6%) als Fütterungsbasis, zwei Drittel Kraftfutter, meist getreidefrei. Fast alle erfüllten die empfohlene Raufuttermenge, längere Fresspausen waren selten (1,4%).

Die Pferde wurden überwiegend leicht trainiert, meist drei bis fünf Mal oder öfter pro Woche. Die Arbeitsintensität hatte keinen signifikanten Einfluss. Auffällig war die Stressanfälligkeit: Der Durchschnittswert lag bei 3,3 (Skala 1–5). Besonders Pferde mit EGGD oder Geschwüren in beiden Magenabschnitten zeigten erhöhte Werte. 34,7 % der Pferde mit EGGD erreichten den Maximalwert 5, was eine deutliche Stressneigung widerspiegelt. Damit scheint Stress ein zentraler Faktor im Zusammenhang mit EGUS zu sein

 

„Vergleich von linearen Beschreibungen mit sensorbasierten Daten zu Bewegungsmerkmalen beim Pferd“

Carolin Kathmann (Masterarbeit, Hochschule Osnabrück, Studiengang . Angewandte Nutztier- und Pflanzenwissenschaften)

In der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, ob und inwieweit ein Zusammenhang zwischen Bewegungsdaten von Pferden besteht, die einerseits durch objektive Bewegungsdatenerfassung mittels IMU-Sensoren gemessen und andererseits mittels linearer Beschreibung erfasst wurden.

In dieser Pilotstudie wurde eine heterogene Stichprobe an Warmblutpferden (N = 58) untersucht, die im Schritt und Trab an der Hand vorgeführt wurde. Die Datenerhebung wurde von einem konstanten Team durchgeführt und fand nach einem standardisierten Ablaufmuster statt. Zuerst wurden die objektive Bewegungsdaten mittels IMU-Sensoren erfasst, im Anschluss wurden die Probanden von Fachpersonal mittels linearer Beschreibung beschrieben. Für die objektive Bewegungsdatenerfassung wurde das „Equi-Pro Equine Gait Analysis Extended System“ (Equi-Pro®) verwendet.

Für die Analyse wurden die erfassten Sensor- und Lineardaten aus den jeweiligen Systemen exportiert, aufbereitet und mittels SAS ausgewertet. Für die Prüfung, Aufbereitung und beschreibende Auswertung der erhobenen Daten wurden Häufigkeiten (absolut und relativ) sowie Verteilungskennzahlen (Mittelwert, Standardabweichung, Minimum, Maximum) unter Verwendung der SAS-Prozeduren FREQ und MEANS ermittelt. Die Zusammenhänge zwischen elf Linearmerkmalen und insgesamt 27 sensorbasierten Bewegungsparametern wurde mittels multipler Varianzanalyse und der SAS-Prozedur HPMIXED untersucht. Es wurden hierbei die wiederholten Messungen der 58 Pferde ausgewertet und alle Kombinationen von Linearmerkmalen und Bewegungsparametern nacheinander individuell getestet. Diese Auswertungen wurden ergänzt durch Verfahren maschinellen Lernens (ML), welche eine automatisierte Optimierung umfassten und aggregierte Daten der Stichprobe nutzten. Eine verschachtelte Kreuzvalidierung diente der Einschätzung der Aussagekraft der entwickelten Vorhersagemodelle.

Die Ergebnisse ergaben tendenzielle oder signifikante Zusammenhänge verschiedener sensorbasierter Bewegungsparameter mit den untersuchten linearen Schritt- und Trabmerkmalen. Angesichts der begrenzten Stichprobengröße sind die plausibel erscheinenden Verteilungsmuster der Ergebnisse mit Vorsicht zu interpretieren. Allerdings lieferten auch die ML-Modelle vielversprechende Ergebnisse mit Pearson-Korrelationen zwischen wahren und vorhergesagten Linearwerten von bis zu 0,6. Die Pilotstudie lieferte somit erste Hinweise, die in Richtung einer möglichen künftigen Nutzung von Sensordaten deuten. Eine Überinterpretation dieser positiven Ergebnisse ist jedoch zu vermeiden und es besteht weiterer Forschungsbedarf, um Verfahren zur integrierten Nutzung von Sensortechnik in der Pferdezucht zu entwickeln.

 

„Zusammenhang zwischen Zügelkraft und Pferdeverhalten bei gerittenen Pferden in Schritt, Trab und Galopp“

Lia Maria Naumann (Masterarbeit, Universität Rostock, Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät)

Für die Untersuchung standen elf Pferde zur Verfügung, die von zwei ihnen gut bekannten Berufsreiterinnen in einer vorgegebenen Dressuraufgabe geritten wurden. Die Pferde waren altersentsprechend auf höchstem Niveau ausgebildet. Mithilfe von Zügelkraftsensoren (IPOS), die an beiden Zügeln befestigt waren, sowie ergänzenden Videoaufnahmen wurden mögliche Zusammenhänge analysiert. Dazu wurden die gewonnen Daten in den „Observer“ importiert und anhand eines vorgefertigten Ethogramms das Verhalten und weitere Parameter, wie die Kopf-Hals-Position (HNP), Gangart u.a. annotiert. Weiterhin erfolgte eine deskriptive Statistik und die Modellberechnung mithilfe eines linearen gemischten Modells und einer ANOVA. Es zeigte sich eine mittlere Zügelspannung von 6,4 N ± 5,9 N, der Maximalwert aller Zügelkräfte lag bei 66,24 N und der Minimalwert bei 0 N. Der Mittelwert der Maximalkräfte lag bei 13,7 ± 8,7 N. Es konnte gezeigt werden, dass die Faktoren HNP (p < 0,001), Reiter (p < 0,01) und Gangart (p < 0,001) einen signifikanten Einfluss auf die Zügelkräfte haben. Zudem zeigte sich, dass mit steigenden Zügelkräften signifikant häufiger Konfliktverhalten in Form von ungewöhnlichem oralem Verhalten auftrat (p < 0,001). Schweifschlagen erwies sich statistisch als nicht signifikant, weiteres Konfliktverhalten wurde in dieser Stichprobe nicht beobachtet. Darüber hinaus wurde ein signifikanter Einfluss der Gangart auf die Amplituden festgestellt (p < 0,001). Die Höhe der Amplituden selbst hatte jedoch keinen Einfluss auf das ungewöhnliche orale Verhalten. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass der Reiter einen signifikanten Einfluss auf die Höhe und das Muster der Zügelkräfte hat und dass Kraftspitzen vom Pferd im Maul wahrscheinlich als unangenehm empfunden werden – auch wenn die hier gemessenen Kräfte im Vergleich zur Literatur niedrig ausfielen. Generell folgt nach diesen Ergebnissen die Empfehlung die Zügelkräfte in der Reitpraxis so gering wie möglich zu halten mit dem übergeordneten Ziel, das Wohlbefinden der Pferde im Reitsport nachhaltig zu sichern.

 

„Unterschiede der Rohnährstoffe von frischem Weidegras von Grünlandstandorten für Pferde mit unterschiedlicher botanischer Ausprägung“

Merle Severit (Masterarbeit, Hochschule Osnabrück, Studiengang Angewandte Nutztier- und Pflanzenwissenschaften)

Da Grünfutter die Grundlage jeder Pferderation darstellt, ist ein Verständnis der Nährstoffgehalte von zentraler Bedeutung. Bisher sind die Unterschiede in Zusammensetzung und Nährstoffprofil der Bestände jedoch lückenhaft erforscht. Für die praxisgerechte Fütterung ist es essenziell, Nährstoffgehalte verschiedener Grünlandbestände mit unterschiedlicher botanischer Zusammensetzung zu kennen, um mögliche Unter- oder Überversorgungen zu berücksichtigen, da beide Auswirkungen auf die Tiergesundheit haben können.

Diese Arbeit untersucht, inwiefern sich Rohnährstoffgehalte von Weidegras auf verschiedenen Standorten unterscheiden und welche Konsequenzen sich daraus für die Ernährung von Pferden ergeben. Dazu wurden 48 Proben frischen Grases aus vier Blockanlagen mit unterschiedlicher botanischer Zusammensetzung zu drei Zeitpunkten der frühen Weideperiode (Ende April bis Mitte Mai) verglichen. Für die Analyse botanischer Unterschiede wurden jeweils zwei Flächen mit dominanter Grasart zusammengefasst (≥ 30 % Deutsches Weidelgras bzw. ≥ 60 % Wiesenschwingel). Die Auswertung erfolgte mittels zweier multifaktorieller Varianzanalysemodelle.

Ergebnisse:

  • Es bestehen Unterschiede in den Rohnährstoffgehalten zwischen den Flächen mit unterschiedlicher botanischer Ausprägung
  • Höchste Gehalte für Rohprotein und praecaecal verdauliches Rohprotein finden sich auf einer weidelgrasdominierten Fläche mit ältester Ansaat und größter Artenvielfalt. Die höchsten Energiegehalte weist eine wiesenschwingeldominierte Fläche mit geringen Anteilen an Weidelgras und Wiesenfuchsschwanz auf
  • Zusammengefasst zeigen Weidelgrasbestände höhere Gehalte an Rohprotein, praecaecal verdaulichem Rohprotein, Rohfett und Rohasche. Für Rohfaser und metabolisierbare Energie bestehen keine signifikanten Unterschiede
  • Die tägliche Mindestaufnahme an Trockensubstanz zeigt: praecaecal verdauliches Rohprotein liegt fast überall über dem Bedarf, mit Ausnahme einer wiesenschwingeldominierten Fläche
  • Die energetische Versorgung reicht auf keiner Fläche für erhöhten Bedarf (Arbeit, Trächtigkeit)

Die Untersuchung liefert wertvolle Beiträge für die Praxis, zeigt jedoch, dass Heterogenität der Flächen eindeutige Schlussfolgerungen erschwert. Unterschiedliche Ansaatzeitpunkte und botanische Vielfalt führen dazu, dass die Interpretation nur eingeschränkt möglich ist. Dennoch lassen sich wichtige Tendenzen ableiten, die Grundlage für Praxis und Forschung sein können. Um belastbarere Aussagen zu treffen, sind weiterführende Untersuchungen, insbesondere zu späteren Weidezeitpunkten, erforderlich.

 

„Blockchain im Pferdesektor: Sicherer und transparenter Pferdekauf durch digitale Innovation“ 

Saskia Todte (Masterarbeit, Universität Leipzig, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät)

Die Verwaltung von Informationen über Pferde – zum Beispiel zur Gesundheit oder zur eindeutigen Identifizierung – stellt den deutschen Pferdesektor vor Herausforderungen. Papierbasierte Systeme, geringe Digitalisierung und fehlende Interoperabilität bestehender Systeme in verschiedenen Bereichen des Sektors führen zu mangelnder Transparenz. Das macht die Verwaltung aufwendig und begünstigt Betrug, etwa durch gefälschte Equidenpässe. Für Pferdeverkäufer und -käufer entstehen dadurch erhebliche Risiken, während ineffiziente Verwaltungsprozesse auch für Betriebe eine Belastung darstellen.

Die Arbeit untersucht, inwieweit die Blockchain-Technologie eine Lösung für diese Probleme darstellen kann. Die Ergebnisse zeigen, dass Blockchain dank Eigenschaften wie Dezentralität, Manipulationssicherheit und Transparenz eine vertrauenswürdige Datenbasis schaffen kann, auf die alle Akteure sicher zugreifen können. Dadurch können Standardisierung, Transparenz und Dokumentation verbessert und eindeutige Identitäten für Pferde und Akteure erstellt werden. Konkret die Einführung eines digitalen Equidenpasses, der auf einer Blockchain basiert, kann Betrugsrisiken minimieren und den Verwaltungsaufwand erheblich reduzieren. Smart Contracts können zudem Abläufe automatisieren und klare Zugriffsrechte festlegen. Als praxisorientiertes Ergebnis entwickelte die Studie eine Referenzarchitektur für eine Blockchain-Lösung.

Neben diesen Potenzialen zeigt die Arbeit jedoch auch bestehende Hürden auf: ein Großteil der Akteure steht der Technologie skeptisch gegenüber, häufig fehlen Wissen, Akzeptanz und Ressourcen. Technologische Lösungen allein reichen daher nicht aus – begleitende Maßnahmen wie Schulungen und Sensibilisierung sind notwendig. Zudem sind rechtliche Rahmenbedingungen, Skalierbarkeit und die Qualität externer Daten kritisch zu beachten.

Insgesamt liefert die Untersuchung einen wichtigen Beitrag zur Digitalisierung des Pferdesektors. Sie zeigt erstmals umfassend, wie Blockchain im deutschen Pferdesektor eingesetzt werden kann, und legt mit einer Referenzarchitektur die Grundlage für zukünftige Pilotprojekte. Langfristig hat die Technologie das Potenzial nicht nur die Transparenz und Sicherheit im Pferdehandel erhöhen, sondern auch in anderen Bereichen der Tierhaltung neue Standards setzen.


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