Die filigrane Haferpflanze ist anfällig für Umknicken bei Regen und Verpilzung. Foto: Felsinger GWP-Förderpreis 2023 / Neues aus der Pferdeforschung

Wir fördern Pferdeforschung von artgerechter Fütterung bis Exterieurbeurteilung in der Zucht: Die Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft um das Pferd (GWP) zeichnet jedes Jahr die besten Bachelor- und Masterarbeiten sowie Dissertationen mit den GWP-Förderpreisen aus und würdigt die Arbeit der jungen Nachwuchsforscher. Hier sind die Masterarbeiten, die sich um den GWP-Förderpreis 2023 bewerben.

„Motive und Barrieren beim Kauf von Pferdefuttermitteln aus biologischem Anbau – eine Zielgruppenanalyse“

Janina Beule (Masterarbeit Georg-August-Universität Göttingen, Studiengang Agrarwissenschaften, Lehrstuhl Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte)

Der Gedanke der Nachhaltigkeit rückt immer mehr in den Fokus, wodurch Konsumentscheidungen beeinflusst werden und vor allem die Umsätze im Biolebensmittelbereich immer weiter steigen. Nicht nur dort, sondern auch im Sektor der biologisch erzeugten Heimtierfuttermittel zeichnet sich ein positiver Trend ab. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Biofutter im Pferdebereich.

Mit Hilfe einer empirischen Untersuchung werden 1.443 Pferdefutterkäufer:innen zu ihren Konsumentscheidungen und Motiven und Barrieren beim Kauf von Pferdefutter im Allgemeinen und Bio-Pferdefutter im speziellen befragt. Es folgt eine Segmentierung in verschiedene Zielgruppen, um eine differenzierte Vorstellung von den einzelnen Käufergruppen und den spezifischen Kaufmotiven und -barrieren zu erhalten. Als wichtigste Motive für den Kauf von Bio-Pferdefutter können ein geringerer Einsatz von Chemie, das Freisein von Gentechnik, der Fokus auf Regionalität und Saisonalität sowie die faire Entlohnung der Erzeuger:innen und schlussendlich vor allem der Mehrwert für das Wohl und die Gesundheit des Pferdes festgestellt werden. Gehemmt fühlen sich die potenziellen Biokäufer:innen vor allem durch ein mangelndes breites Angebot bzw. eine mangelnde Verfügbarkeit, fehlende Transparenz, fehlendes Vertrauen in Label/Zertifizierung und die damit verbundene Bioqualität, mangelndes Wissen und einen Preis, der im Vergleich mit dem Mehrwert für das Pferd als zu hoch wahrgenommen wird.

Die Clusteranalyse weist Parallelen mit der Zielgruppensegmentierung im Biolebensmittelbereich auf. Es existieren die überzeugten Intensivkäufer:innen von Biofutter, die konventionellen Käufer:innen, die kaum auf Bio zurückgreifen, und die Gelegenheitskäufer:innen, die sich in der vorliegenden Arbeit nochmal in drei verschiedene Cluster unterteilen lassen, in denen Kaufmotive und -barrieren in verschiedenen Ausprägungen nachgewiesen werden können.

Aus der Zielgruppensegmentierung und der spezifischen Verteilung von Motiven und Barrieren sowie der näheren Definition der Cluster mit Hilfe ausgewählter clusterbeschreibender Variablen lassen sich erste Rückschlüsse auf die momentane Marktsituation von Bio-Pferdefutter ziehen und erste Ansätze für sinnvolle Marketingstrategien finden, um das vorliegende Marktpotenzial von Biofutter in Zukunft womöglich besser ausschöpfen zu können.

„Zur Problematik des unbeabsichtigten Dopings – Umfrage an Tierärzte, Reiter und Turnierfachleute“

Mona Serena Otte (Masterarbeit Hochschule Osnabrück, Fakultät Agrarwissenschaft und Landschaftsarchitektur, Studiengang Angewandte Nutztier- und Pflanzenwissenschaften)

Immer wieder wurden in den letzten Jahren Dopingfälle nach der Fütterung von Produkten, die Apfeltrester enthalten, bekannt. Neben Futtermittelkontamination können mangelnde Stall- und Personenhygiene sowie fehlendes, aber eigentlich notwendiges Wissen über Wirkstoffe zu unabsichtlichem Doping führen. Um zu klären, wie bekannt die Problematik bei Pferdesportlern in Deutschland ist, wurden spezifisch angepasste Umfragen an Tierärzte (n = 52), Turnierfachleute und Reiter gerichtet (n = 716).

Es zeigte sich, dass allen Tierärzten die Problematik bewusst ist und sie das größte Risiko bei der Entstehung in der Unwissenheit der Reiter sehen. Karenzzeiten geben 54 Prozent der Tierärzte immer bei Medikamentenabgaben und 38 Prozent immer bei Supplementempfehlungen an ihre Kunden weiter, jedoch erfolgt dies selten schriftlich. In der Umfrage wird deutlich, dass die Tierärzte ein Optimierungspotential bei der Thematik in der Kommunikation zwischen ihnen und den Reitern sehen. Die Tierärzte sehen eine große Notwendigkeit, dass sich Turnierreiter eigenständig über die Anti-Doping-Vorgaben informieren.

In der Umfrage an Reiter und Turnierfachleute zeigte sich, dass 13 Prozent der Turnierrichter und 27 Prozent der Turnierreiter die Anti-Doping- und Medikamentenkontroll-Regeln (ADMR) nicht kennen. Über 80 Prozent der Turnierreiter, Freizeitreiter und Turnierfachleute befürworten die Bereitstellung weiterer Informationen zur Thematik durch die FN und die Tierärzteschaft. In der Praxis besteht kaum Kenntnis bei den Turniersportbeteiligten, ob Supplemente ADMR-konform sind. Die FN stellt mit der Broschüre Fairer Sport ein Medium zur Aufklärung bereit, in dem die Anti-Doping-und-Medikamenten-Kontroll-Regeln erläutert werden. Diese Broschüre kennt knapp die Hälfte der befragten Turnierreiter. Ein weiterer Aspekt der Befragung war die Dokumentation seitens der Turnierreiter. Lieferscheine heben 75  Prozent der Befragten nicht auf, und ein Behandlungsbuch führen lediglich 15 Prozent der Turniereiter.

Schlussfolgernd lässt sich also sagen, das Handlungsbedarf in der Aufklärung rund um die Problematik des unabsichtlichen Dopings besteht. Einige Möglichkeiten zum Umgang mit der Problematik könnten sein: Führung eines Behandlungsbuches für alle Turnierpferde, Seminare für alle Jahresturnierlizenznehmer zu den ADMR und die Ansprache der Thematik in Reitabzeichenlehrgängen. Alles in allem zeigt sich, dass alle Beteiligten zur Verbesserung der Problematik beitragen können und viel Aufklärung nötig ist.

„Kotparameter alter vs. jüngerer Pferde unter vergleichbaren Haltungs- und Fütterungsbedingungen“

Lisa Rechenburg (Masterarbeit  Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Naturwissenschaftliche Fakultät III, Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften)

Pferde unterschiedlicher Altersklassen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Kotparameter und Körperkondition. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen wenige Unterschiede zwischen jungen adulten Pferden im Alter von 6 bis 15 Jahren und mobilen älteren Pferden im Alter von 20 bis 30 Jahren. Zwischen ihnen gibt es signifikante Unterschiede im Acetatanteil an den kurzkettigen Fettsäuren im Kot. Der Anteil an Acetat, ein Stoffwechselprodukt der mikrobiellen Faser-Fermentation im Darm, war bei den älteren Pferden signifikant geringer. Diese Verringerung weist auf verminderte Faserverdauung bei älteren Pferden hin. Die Körperkondition der Pferde unterschied sich auch hinsichtlich des Body Condition Scores: trotz ähnlicher Körpergewichte hatten die jüngeren Pferde einen signifikant höheren Body Condition Score als ihre älteren Artgenossen.

Bei einer Betrachtung der Altersklassen von Pferden unter 25 Jahren und über 25 Jahren fallen stärkere Veränderungen auf. Die Kotsensorik der hochbetagten Pferde über 25 Jahren wies deutlich höhere Gehalte an gröberen Partikeln, längeren Fasern und ganzen, nicht vermahlenen Körnern auf. Das zeigt, dass die Futterzerkleinerung im Maul bei sehr alten Pferden nur noch eingeschränkt funktioniert. Auch die Anteile der einzelnen kurzkettigen Fettsäuren an den Gesamtfettsäuren ändern sich mit dem Alter. Die beobachteten Veränderungen deuten auf einen erhöhten Proteinstoffwechsel und eine verminderte Faserverdauung im Dickdarm der Pferde ab einem Alter von 25 Jahren hin. Auch die beobachteten höheren Ammoniakgehalte lassen vermuten, dass Pferde ab 25 Jahren Rohprotein schlechter verdauen können. Das Körpergewicht, der Body Condition Score und der Cresty Neck Score waren im Vergleich zu den jüngeren Tieren auffällig. Trotz einer höheren Energiezufuhr durch die Ration waren das Körpergewicht geringer und die Körperkondition bei den sehr alten Pferden schlechter. Das lässt vermuten, dass Pferde ab 25 Jahren das Futter schlechter energetisch verwerten können als ihre jüngeren Artgenossen.

Diese altersbedingten Veränderungen der Kotparameter und der phänotypischen Merkmale weisen auf eine Veränderung des Mikrobioms alter Pferde hin.

„Einstellung von Pferdesportler:innen gegenüber verschiedenen Haltungssystemen“

Michaela Schulz (Masterarbeit Humboldt-Universität zu Berlin, Lebenswissenschaftliche Fakultät, Albrecht Daniel Thaer-Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften)

Obwohl viele Studien ein besseres Wohlergehen von Pferden in Gruppenhaltungen beschreiben, ist die Einzelhaltung weiterhin die verbreitetste Haltungsform. Diese Diskrepanz zwischen wissenschaftlich belegter Erkenntnis und Verbreitung der Haltungsformen in der Praxis legt nahe, dass Pferdesportler:innen vorgefasste Einstellungen gegenüber bestimmten Haltungsformen haben. In diesem Zusammenhang wurden Einflüsse auf die Einstellung gegenüber verschiedenen Haltungssystemen untersucht. Zudem wurde überprüft, ob die Intensität, mit der der Pferdesport ausgeübt wird, die Haltungsform des eigenen Pferdes beeinflusst.

Es wurde ein Online-Fragebogen entworfen und unter Mithilfe deutscher Pferdesport- und Zuchtverbände sowie universitärer Einrichtungen in der Pferdesport-Szene verbreitet. Es konnten 1.414 vollständig ausgefüllte Fragebögen ausgewertet werden. Es wurden Einflüsse auf entweder eine positive Einstellung gegenüber Einzelhaltung oder eine negative Einstellung gegenüber Einzelhaltung mit Sozialkontakt und Bewegung untersucht. Zusätzlich wurde ein möglicher Einfluss von Trainingszeit je Woche, Selbstzuordnung in eine Gruppe von Pferdesportler:innen und Turnieranzahl pro Jahr auf die Haltungsform des Pferdes untersucht.

Eine positive Einstellung gegenüber Einzelhaltung war bedingt durch: Einzelhaltung des eigenen Pferdes, Verfügbarkeit dieser in der näheren Umgebung, das empfundene Risiko für chronischen Stress oder höhere Verletzungsgefahr in Gruppenhaltung bzw. Zweifel hinsichtlich einer bedarfsgerechten Fütterung in Gruppenhaltung. Auf der anderen Seite bedingten folgende Faktoren eine negative Einstellung gegenüber Einzelhaltung: Gruppenhaltung des eigenen Pferdes, Studium im pferde-, agrarwissenschaftlichen oder veterinärmedizinischen Bereich, Wunsch nach Bewegungsanreizen und Sozialkontakt für das Pferd. Je höher die Anzahl an Turnierstarts pro Jahr, desto eher war das eigene Pferd in Einzelhaltung aufgestallt.

Die persönliche Einstellung des/ der Pferdesportler:in stand in Zusammenhang mit der Aufstallungsart des eigenen Pferdes. Eine positive Einstellung gegenüber Einzelhaltungssystemen und eine negative Einstellung gegenüber Gruppenhaltungssystemen wurden eher durch wissenschaftlich nicht gestützte Argumente begründet. Dementsprechend könnten Fortbildungsmaßnahmen zu Haltungssystemen die Einstellungen von Pferdesportler:innen beeinflussen und dadurch langfristig gesehen das Tierwohl verbessern. Desweiteren schienen Gruppenhaltungssysteme in Deutschland unzureichend verbreitet zu sein. Stallbetreiber:innen sollten die Umsetzung von Gruppenhaltungssystemen, wo möglich, erwägen, um mehr Pferdesportler:nnen die Möglichkeit zu geben, ihre Pferde in der gewünschten Haltungsform zu halten.


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