Wir fördern Pferdeforschung von artgerechter Haltung bis Fütterung: Die Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft um das Pferd (GWP) zeichnet jedes Jahr die besten Bachelor- und Masterarbeiten sowie Dissertationen mit den GWP-Förderpreisen aus und würdigt die Arbeit der jungen Nachwuchsforscher. Schauen Sie in die Summarys der Bachelorarbeiten, die sich um den GWP-Förderpreis 2022 bewerben.
„Untersuchungen zur Fütterung von Zuchtstuten ante und post partum“
Yvonne Brüggemann, Julius Pellengahr-Gröblinghoff (Bachelorarbeit, Hochschule Osnabrück, Fakultät Agrarwissenschaft und Landschaftsarchitektur, Studiengang Landwirtschaft)
Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Futteraufnahmeveränderung von Zuchtstuten vor und nach der Geburt festzustellen, um aus den gewonnenen Ergebnissen Rückschlüsse auf das optimaleVorgehen bei der Zuchtstutenfütterung ziehen zu können. Dabei konnten deutlich größere (Standardabweichung 0,66) Schwankungen der Futteraufnahme zwei Wochen vor dem Abfohlen festgestellt werden als in den ersten zwei Wochen der Laktation (Standardabweichung 0,28). Die minimale Futteraufnahme zwei Wochen vor der Geburt liegt bei 10,87 kg TM/Tag, was ein Absinken um 2 % bedeutet.
Zwei Wochen nach der Geburt ist die Futteraufnahme um 7 % gestiegen und das Maximum lag bei 11,60 kg TM/Tag. Die Stuten hinterlassen in den zwei Wochen vor der Geburt im Durchschnitt 5 kg mehr Futterreste als in den zwei Wochen nach der Geburt. Das Stutengewicht stieg in den ersten zwei Wochen der Laktation im Durchschnitt um 5 kg an. Zwei Messpunkte der Unterhautfettdicke sanken in den ersten beiden Wochen der Laktation weiter und ein Messpunkt stieg wieder an.
Die Hypothese, dass die Futteraufnahme vor der Geburt deutlich absinkt, kann nicht bestätigt werden. Jedoch war zu 99,99 % das Kraftfutter und in 46,50 % der Fälle das Grobfutter komplett aufgefressen, was darauf schließen lässt, dass die Stuten bei einer größeren Ration mehr gefressen hätten. Daraus wären vermutlich größere Schwankungen der TM-Aufnahme vor der Geburt ersichtlich geworden. Die vergleichsweise hohe Standardabweichung und zurückgewogenen Mengen an Heu belegen das unregelmäßige Futteraufnahmeverhalten vor der Geburt. In dieser Phase der Hochträchtigkeit kann es zeitweise zu einer Unterversorgung mit Energie und Nährstoffen kommen. Ein Anstieg der Futteraufnahme zu Beginn der Laktation konnte eindeutig festgestellt werden. Die Körperkondition der Zuchtstuten nahm anders als erwartet nicht ab.
Um die erarbeiteten Ergebnisse zu bestätigen und noch deutlichere Ergebnisse der Futteraufnahmeveränderung zu erlangen, sind weitere Untersuchungen erforderlich.
„Überprüfung der Marketingfähigkeit einer biozertifizierten Pferdehaltung“
Nora Bürger (Bachelorarbeit, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Studiengang Pferdewirtschaft)
Ziel dieser Arbeit ist es, zu überprüfen, ob es für die biozertifizierte Pferdehaltung seitens der Pferdebesitzer, Pferdehalter und potenzieller Pferdekäufer eine Nachfrage gibt. Unter Einbezug der Literatur wird versucht, mittels einer quantitativen Umfrage und eines qualitativen Experteninterviews einen möglichen Bedarf zu ermitteln. Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Umfrage waren, dass beim Kauf von Produkten 88% aller Befragten auf die tierartgerechte Haltung der Nutztiere achten und ihnen dies wichtig ist. Dies gibt einen ersten Aufschluss darüber, dass die Konsumenten, die an der Befragung teilgenommen haben, ein gewisses Bewusstsein für die tierartgerechte Haltung aufweisen.
Ein weiteres sehr wichtiges Ergebnis war, dass sich 86% aller Teilnehmer vorstellen können, ihr Pferd auf einem Biopferdebetrieb einzustallen und dass die artgerechte Haltung hierbei einer der wichtigsten Gründe ist. Dies ist ein entscheidender Schritt in der Beantwortung der Forschungsfrage und zeigt bereits, dass eine Nachfrage nach einer Biopferdehaltung/-zertifizierung durchaus gegeben ist. Und auch die Bereitschaft, dafür mehr zu bezahlen ist durchaus gegeben. So sind sich 15% sicher, dass sie für eine Biopferdehaltung mehr bezahlen würden und 40% haben mit einem ,,eher ja“ geantwortet. Dies ist vor Allem für die Wirtschaftlichkeit eines Pferdebetriebs sehr wichtig, da sich eine Umstellung finanziell lohnen muss. Auch spricht die positive Beantwortung für eine Umsetzbarkeit einer Biopferdehaltung.
Des Weiteren ergab sich, dass 67% der Teilnehmer auch dazu bereit wären, ein Pferd aus einer Bioaufzucht zu kaufen, wobei sich allerdings die Bereitschaft, dafür mehr zu bezahlen in Grenzen hielt. So tendieren 28% zu ,,ja“ und 11% sind sich sicher, dass sie für ein Pferd aus einer Bioaufzucht mehr bezahlen würden.
Auch in den Experteninterviews zeigte sich, dass beide Expertinnen eine Biopferdehaltung für umsetzbar halten, allerdings müsse man hierbei zwischen den einzelnen Betriebsformen unterscheiden. So sehen beide Expertinnen die größte Herausforderung im Umgang mit den Kunden, im Bereich der Pensionspferdehaltung. Die Umsetzbarkeit im Bereich des höheren Pferdesports wird jedoch von einer Expertin angezweifelt, da dort insbesondere mit der Medikamentenvergabe Probleme auftauchen könnten. Hierzu gibt es allerdings keine signifikanten Ergebnisse, die dies bestätigen.
Ein weiterer Aspekt, der von den Expertinnen genannt wurde, ist, dass viele der möglichen Kunden nicht genau wissen, was alles zu einer Biopferdehaltung gehört und dass in diesem Bereich noch Aufklärungsbedarf besteht. Diese Aufklärung und Information könnte man unter anderem mit einer offiziellen Bio-Pferdezertifizierung angehen, sodass die festgelegten Standards allen Interessenten transparent zur Verfügung stünden.
„Versuch zur Wirkung von Farblicht auf Pferde“
Carola Eichhorn (Bachelorarbeit, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Studiengang Pferdewirtschaft)
Verschiedenfarbiges Licht ist als alternativer Behandlungsansatz in der Pferdewelt aufgrund der sanften, nebenwirkungsfreien und einfachen Anwendung in Therapeutenkreisen bereits verbreitet und gewinnt durch ein steigendes Angebot an Therapiegeräten auch für Laien an Bedeutung. Die Forschungsgrundlage hierzu ist jedoch sehr dürftig. Die vorliegende Arbeit beschreibt einen explorativen Versuch zur Wirkung von großflächiger dorsaler Bestrahlung mit violettem, blauem, grünem, gelbem, orangefarbenem und rotem Licht über täglich fünf Minuten, bei welchem Herzfrequenz, Verhalten und Körperoberflächentemperatur von Pferden verschiedener Rassen und Alter untersucht wurden.
Das applizierte Licht kann als elektromagnetische Welle über die Haut in den Körper eindringen, das Gewebe lokal beeinflussen und auch Meridiane der Traditionellen Chinesischen Medizin stimulieren. Der vorangegangene Vergleich wissenschaftlicher Arbeiten mit den Indikationen und Wirkungen der Lichtfarben aus vorhandenen energetischen Fachbüchern zeigt eine hohe Übereinstimmung.
Die Auswertung der Versuchsdaten erfolgte mit Generalized Linear Models, Chi-QuadratTests, Binomial- und Kruskal-Wallis Tests jeweils nach den einzelnen Pferden und nach den Farben. Es zeigte sich eine hohe Individualität der Auswirkungen der Lichtfarben. Eine Kategorisierung der in entspannter, neutraler oder angespannter Körpersprache verbrachten Zeit ergab für die Farben unterschiedliche Gesamtreaktionen. Die Herzfrequenzmediane und Verhaltenssummen zeigten Beeinflussungen durch Lichtfarbe, Versuchsdauer und Temperaturdifferenzen. Zudem wurden bei den Pferden Auffälligkeiten erkannt, welche einen Hinweis auf eine Wirkung von grünem Licht auf den Atmungstrakt geben.
Die Auswertung der anhand eines Kataloges von Abbruchkriterien vorzeitig beendeten Bestrahlungseinheiten ergab, dass in vielen Fällen und ohne Häufungen von Farben die Bestrahlungsdauer von fünf Minuten zu lang war. Für die Übertragung auf die Praxisanwendung sind demnach kürzere Einheiten zu empfehlen und permanente Beobachtung ist von größter Wichtigkeit.
Die Beschäftigung mit den gefundenen Zusammenhängen und der Vergleich der energetischen und wissenschaftlichen Informationen ergaben eine Vielzahl weiterführender Forschungsmöglichkeiten. Auch ergänzende Kontraindikationen konnten ausgemacht werden. Für ein tiefgreifendes Verständnis der Farblichttherapie des Pferdes und einen wissenschaftlich anerkannten Einsatz sollten noch zahlreiche Aspekte ergründet werden.
„Der Einfluss des Reitergewichtes auf das Pferd“
Lena Feldkamp (Bachelorarbeit, Hochschule Osnabrück, Fakultät Agrarwissenschaft und Landschaftsarchitektur, Studiengang Landwirtschaft)
Das Reitergewicht ist ein sensibles aber dennoch immer aktuelles Thema, welches in einem hohen Maß das Wohlbefinden der Pferde beeinflussen kann. Diese Bachelorarbeit befasst sich mit dem Einfluss des Reitergewichtes auf das Pferd. Dabei stellte sich heraus, dass neben der reinen Gewichtslast viele unterschiedliche Faktoren wie Gesundheit und Trainingszustand von Pferd und Reiter ebenso wie die reiterlichen Fähigkeiten des Reiters und eine passende oder nicht passende Ausrüstung (z. B. Sattel) eine bedeutende Rolle dabei spielen.
Die Ergebnisse der im Rahmen der Arbeit durchgeführten Onlineumfrage (743 Teilnehmer) zeigten, dass der größte Teil der Reiter (über 80 %) Turnier- und Freizeitreiter waren und 16,0 % Berufsreiter. Das Verhältnis vom Reitergewicht zum Pferdegewicht lag bei 71,8 % der teilnehmenden Personen in einem Verhältnis zwischen 10 und 15 %. Damit befanden sich die meisten der befragten Reiter in einem geeigneten Bereich, nämlich unterhalb der empfohlenen maximalen Gewichtsbelastung von 20 %. Es wurde festgestellt, dass die Freizeitreiter durchschnittlich ein höheres Gewichtsverhältnis aufwiesen.
Zudem zeigte sich, dass mit einem steigenden BMI (Body-Mass-Index) der befragten Personen ebenfalls das Gewichtsverhältnis zum Pferd anstieg. Aus verschiedenen Forschungserbnissen lassen sich eindeutig nachteilige Auswirkungen einer unangemessenen Reitergröße auf das Gangbild und das Verhalten der Pferde nachweisen. Zudem können negative Auswirkungen nicht passender Ausrüstung des Pferdes durch einen schweren und/ oder großen Reiter verstärkt werden.
Darüber hinaus zeigte sich, dass das Reitergewicht nicht als separat wirkender Einflussfaktor auf das Pferd betrachtet werden kann. Es steht immer im Zusammenhang mit einer Vielzahl weiterer Einflussfaktoren, die während des Reitens auf ein Pferd einwirken. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es großen oder schweren Reitern nicht pauschal untersagt werden sollte, zu reiten, sondern dass ein Bewusstsein dafür geschaffen wird, dass Pferd und Reiter aufeinander abgestimmt sein müssen
„Retrospektive Analyse eines Ausbruchgeschehens von Equinem Herpesvirus 1 in einem Pensionspferdebetrieb“
Anna Graser (Bachelorarbeit, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Studiengang Agrarwissenschaften)
Das Equine Herpesvirus-1 (EHV-1) ist einer der bedeutsamsten und verbreitesten Erreger von Infektionskrankheiten bei Pferden. Das Virus kann eine Atemwegserkrankung, Stutenaborte oder Geburt lebensschwacher Fohlen sowie eine neurologische Verlaufsform, das Equine Herpesvirus Myeloencephalopathie (EHM), auslösen. In dieser Arbeit wurde die Untersuchung eines EHV-1-Ausbruchs in einem Pensionspferdebetrieb in Form eines Fallberichts beschrieben. Ziel war es die vom Betrieb durchgeführten Maßnahmen mit den von der Literatur beschriebenen „Best Practice“ Maßnahmen zu vergleichen und Optimierungspunkte herauszuarbeiten.
Präventives Gesundheitsmanagement ist ein wichtiger Aspekt zur Vermeidung und Eindämmung großer Ausbrüche. In diesem Fallbeispiel konnte eine Verbreitung des Infektionsgeschehens über das betroffene Stallgebäude hinaus durch frühzeitige Isolierung der betroffenen und direkten Kontaktpferde verhindert werden. Von den verschiedenen Bereichen des Betriebs konzentrierte sich der Ausbruch auf ein Stallgebäude mit dreiunddreißig Pferden, von denen siebzehn klinische Symptome in Form von Fieber entwickelten. Vier der siebzehn Pferde zeigten zusätzlich neurologische Defizite. Ein Pferd war so stark betroffen, dass es euthanasiert werden musste. Die Quelle, von der die Infektion ausging, konnte nicht klar identifiziert werden. Es wird vermutet, dass es sich um Reaktivierung einer latenten Infektion bei einem der Pferde handelt.
Zur Überwachung des Infektionsgeschehens dokumentierte Temperaturwerte wurden zur Rekonstruktion der Krankheitsverläufe genutzt. Zusätzlich wurden Korrelationen berechnet, um herauszufinden ob mögliche signifikante Zusammenhänge zwischen Geschlecht, Rasse, Alter, Impfstatus, Paddockbox-Zugehörigkeit der Pferde und dem Krankheitsverlauf in Bezug auf das Auftreten von Fieber, generellen Symptomen oder einem neurologischen Krankheitsverlauf bestehen. Frühe diagnostische Maßnahmen und engmaschige Überwachung der erkrankten und Kontakt-Pferde, besonders im Hinblick auf EHM, sind essenziell.
Letztendlich kann das Risiko eines Ausbruches von EHV-1 durch präventives und prophylaktisches Gesundheitsmanagement nur minimiert werden. Durch die bestehende latente Infektion der überwiegenden Pferdepopulation bleibt stets ein Rest-Risiko bestehen. Maßnahmen zur frühen Erkennung einer Infektion, sowie schnelle Reaktionen können das Risiko eines größeren Ausbruchs weiter senken.
„Darstellung der Forschungsergebnisse zu Acquired Equine Polyneuropathy von 1994 bis 2017 mit der Untersuchung von toxinbildenden Pilzen als mögliche Ätiologie“
Annika Hasting (Bachelorarbeit, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Studiengang Pferdewirtschaft)
Acquired Equine Polyneuropathy (AEP) ist eine neurologische Erkrankung der Hinterhand bei Pferden, die in der Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannt ist und deren Ätiologie bisher nicht geklärt ist. Die Klinik kann Gangauffälligkeiten zeigen, bis hin zu Hyperflexionen der Fesselgelenke und einer vollständigen Lähmung der gesamten Hinterhand. Der Allgemeinzustand der Pferde ist dabei unauffällig. Die Erkrankung tritt hauptsächlich im skandinavischen Raum in den Winter- und Frühjahrsmonaten auf. Pathologische Auffälligkeiten können Läsionen, Degenerationen und weitere Auffälligkeiten im peripheren Nervensystem und in den Skelettmuskeln sein, Veränderung der Muskelfasertypen mit dem Schweregrad der Läsionen, ein verringertes Hautreaktionsvermögen im Bereich des Sprunggelenks und leicht erhöhte Muskelenzyme bei den festgelegenen Pferden.
In den Studien vermuten die meisten Autoren, dass die Erkrankung an AEP durch die Fütterung, insbesondere durch die Heu-, Silage- und Heulagequalität, verursacht wird, oder durch das Zusammenwirken verschiedener Umweltfaktoren oder Toxine aus der Umwelt.
In den dargestellten Studien, innerhalb der Arbeit, werden viele verschiedene Pilze, Hefen und Mykotoxine aufgefunden, vor allem die Pilzgattung Aspergillus spp., Penicillium spp. und Fusariumspp.. Diese Pilze können verschiedene Toxine bilden, die individuell unterschiedliche Auswirkungen auf den Organismus haben können.
Durch die Analyse der verschiedenen Pilze, deren Mykotoxine und Auswirkungen auf den Organismus kann keine eindeutige Ursache für die Erkrankung an AEP herausgestellt werden. Die Mykotoxine β-Nitropropionsäure, Citrinin, Citreoviridin, Patulin und Terrein könnten an der Erkrankung AEP beteiligt sein. Jedoch wird vielmehr vermutet, dass die Ätiologie auf eine Interaktion verschiedener Mykotoxine, anderer Umweltfaktoren oder auch auf den Klimawandel zurückzuführen ist.
„Erhebung der aktuellen Situation in Bezug auf Ausbildung und Vermarktung der Haflingerpferde in Südtirol und Erarbeitung von Optimierungsansätzen zur Konzeptionierung eines Ausbildungszentrums in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Haflinger Pferdezuchtverband und der Freien Universität Bozen“
Samira Hornauer, Lara Stamler (Bachelorarbeit, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Studiengang Pferdewirtschaft)
Südtirol ist die Ursprungsregion der Haflingerzucht. In Südtirol gibt es aktuell keine festen Strukturen für die Ausbildung des Haflingers, die Aus- und Weiterbildung der Züchterschaft und Reitsportler, sowie die Vermarktung der Pferde. Der Südtiroler Haflinger Pferdezuchtverband möchte die Ausbildung und Vermarktung optimieren, indem ein Ausbildungszentrum in Südtirol aufgebaut wird. Dort könnten Züchter und Fachkräfte geschult sowie die Pferde ausgebildet und vermarktet werden.
In Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Haflinger Pferdezuchtverband und der Freien Universität Bozen wurde diese Arbeit mit dem Ziel angefertigt, die derzeitige Situation in Südtirol in Bezug auf die Ausbildung und Vermarktung von Haflingern zu erheben, zu analysieren und Optimierungsansätze zu erarbeiten. Die Datenerhebung wurde mithilfe eines Fragebogens durchgeführt, der durch den Verband an die Mitglieder weitergeleitet wurde. Die Umfrage fand online statt und es nahmen 107 Mitglieder teil.
Die Mehrheit der befragten Züchter verkauft im Durchschnitt ein bis zwei Haflinger zur weiteren Nutzung pro Jahr. Die meisten werden als Fohlen bzw. Jungpferd unter zwei Jahren verkauft. Mit Ausnahme der Stuten werden die Haflinger aktuell zu über 50% unter 2.000€ verkauft. Insgesamt sind 59% der befragten Züchter mit der Nachfrage nach Haflingern zufrieden. Die meisten potenziellen Käufer wurden durch Mundpropaganda, soziale Medien und die Homepage des Zuchtverbandes auf die Verkaufspferde aufmerksam. 64% der befragten Züchter geben an, mit der Unterstützung bei der Vermarktung durch den Verband zufrieden zu sein.
Die Umfrageteilnehmer haben häufig nur Möglichkeiten für die Grunderziehung der Pferde. Als häufigster Grund, weshalb es zu keinem Kaufabschluss kommt, wird der Preis genannt, gefolgt vom Ausbildungsstand. Es wünschen sich 73% der Befragten fachliche Unterstützung. Dabei wollen 36% eine eigene fachliche Weiterbildung und 30% eine Ausbildungsstätte in der Region. Die Zahlungsbereitschaft für die gesamte Ausbildung eines Haflingers in einem Ausbildungszentrum beträgt durchschnittlich 1.556€.
Anhand der Ergebnisse ist abzuleiten, dass es durchaus sinnvoll ist, ein Ausbildungszentrum für Haflingerpferde in Südtirol zu errichten. Beinahe alle Punkte, die abgefragt und von den Teilnehmern kritisch bewertet wurden, können sich mithilfe dieses Vorhabens positiv entwickeln. Die Vermarktung, sowie die Ausbildung der Pferde werden gefördert, und der Südtiroler Haflinger kann somit international wettbewerbsfähig sein.
„Longieren mit Konzept – Equikinetic. Eine experimentelle Studie über die Wirksamkeit des systematischen Longentrainings“
Anne Metz (Bachelorarbeit, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Studiengang Pferdewirtschaft)
In der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, inwieweit sich die Trainingseffekte der Equikinetic bei Pferden von denen, die in der herkömmlichen Weise longiert wurden, unterscheiden. Zunächst wurden bei allen 18 teilnehmenden Pferden der Body Condition Score (BCS) und das Körpergewicht ermittelt sowie die Muskulatur bewertet. Zusätzlich wurden alle Pferde von vorne, von hinten und von beiden Seiten fotografiert, um mögliche Veränderungen bildlich zu dokumentieren. Im Anschluss wurden die Pferde in zwei Gruppen aufgeteilt. Pferde der Gruppe B wurden für zwölf Wochen zweimal die Woche nach individuellem Ermessen ihrer Besitzer longiert, während Pferde der Gruppe E in der Zeit ebenfalls zweimal die Woche nach dem von Michael Geitner entwickelten Konzept der Equikinetic longiert wurden. Zu Beginn, in der Mitte und zum Schluss wurden die Gesamtdauer des Trainings, die Zeit in den verschiedenen Gangarten, die prozentuale Belastung der rechten und linken Hand, die Anzahl der Übergänge, der Takt, die Taktreinheit und die Aufrichtung mittels des Equisense Motion S gemessen. In der letzten Messung wurden außerdem die durchschnittliche und maximale Herzfrequenz sowie der Kalorienverbrauch aufgezeichnet. Insgesamt haben 16 Pferde den Versuch beendet. Diese wurden im Anschluss erneut fotografiert und ihre Muskulatur beurteilt. Der BCS und das Gewicht wurden erneut berechnet.
Insgesamt veranschaulichen die Ergebnisse, dass durch ein Training mit Equikinetic in zwölf Wochen deutliche Trainingserfolge zu erkennen sind, die sich von der klassischen Art des Longierens absetzen. Dazu zählen die Taktreinheit sowie die Aufrichtung im Schritt als auch die Bewertung der Muskulatur. Pferde der Gruppe E konnten ihre Taktreinheit im Schritt sowie ihre Aufrichtung im Schritt und im Trab signifikant verbessern. Die Muskulaturbeurteilung der Pferde aus Gruppe E hat sich nach dem Versuch signifikant von der Muskulaturbeurteilung der Pferde aus Gruppe B unterschieden. Dennoch konnten sich beide Gruppen im Versuchszeitraum bezüglich ihrer Muskulatur signifikant positiv entwickeln.
Zusammenfassend kann also davon ausgegangen werden, dass die Equikinetic durchaus positive Effekte aufweist und als Trainingsmethode definitiv nicht zu unterschätzen ist. Inwieweit sich das Longieren auf einer Volte auf die Gelenke auswirkt, bedarf weiterer wissenschaftlicher Forschung. Um Rückschlüsse auf eine mögliche Fehlbelastung der Gelenke zu ziehen könnte der Neigungswinkel des Pferdes in der Quadratvolte gemessen werden, um diesen mit dem auf einer klassischen Zirkellinie 16-18 Meter entstehenden zu vergleichen.
„Kommunikation auf pferdehaltenden Betrieben – die Kommunikation zwischen Betriebsleiter, Mitarbeitern und Kunden“
Christine Naumann (Bachelorarbeit, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Studiengang Pferdewirtschaft)
Im Rahmen dieser Bachelorthesis wurden die Kommunikation und deren Digitalisierung auf pferdehaltenden Betrieben in Deutschland untersucht. Online-Umfrage, Experteninterviews und betriebswirtschaftliche Analyse ergaben die folgenden Ergebnisse hinsichtlich der Kommunikation zwischen Betriebsleitern, Mitarbeitern und Kunden.
Für die Kommunikation und Mitarbeitern werden von Betriebsleitern überwiegend die persönliche Kommunikation, WhatsApp oder das Telefonieren genutzt. Die durchschnittliche Kommunikationsdauer zwischen Betriebsleiter und Kunde beläuft sich auf ca. 8,6 Minuten pro Kunde und Tag. Die häufigsten Missverständnisse in der Kommunikation sind das Vergessen von Aufgaben oder Fütterungshinweisen. Der Einsatz von digitalen Lösungen, wie z. B. dem Betriebsmanagementsystem, wird derzeit nur von 8,5 % der Teilnehmer genutzt. Dabei wird auf Programme wie „das Reitbuch“ und eigens entwickelte Software sowie Online-Kalender gesetzt.
Die Teilnehmer, die eine Software anwenden, konnten durch die Nutzung eine durchschnittliche Arbeitszeiteinsparung von 25,19 Minuten pro Tag feststellen. Lediglich 11,2 % der Teilnehmer planen, in Zukunft ein Betriebsmanagementsystem einzuführen. Gründe, weshalb ein solches Programm nicht genutzt wird sind „fehlendes Wissen über die Existenz des Systems“, „zu wenige Kunden“, „zu teuer“ und „zu kompliziert in der Anwendung“. Dennoch sind 32,7 % der Meinung, dass sich die Investition in ein solches System lohnen würde. Die anderen 67,3 % der Teilnehmer, die diese Investition nicht für lohnenswert erachten, vertreten die Meinung, dass keine Notwendigkeit für den Einsatz besteht oder der Betrieb zu klein ist, als dass es sich lohnen würde.
Im Rahmen der durchgeführten Expertenbefragungen wurde deutlich, dass alle Experten einem Betriebsmanagementsystem positiv gegenüberstehen und überzeugt sind, dass eine Zeiteinsparung möglich ist. Dennoch herrscht Uneinigkeit, ob sich die Investition in Anbetracht der zum Teil hohen monatlichen finanziellen Belastung für jeden Betrieb lohnen würde. Dies muss individuell betrachtet und entschieden werden.
Die durchgeführte betriebswirtschaftliche Analyse bringt hervor, dass sich der Einsatz eines Betriebsmanagementsystems (im Wert von 135 € monatlich) für einen Betrieb ab 30 Kunden und einem monatlichen Gehalt des Betriebsleiters von ca. 5.095,80 € bzw. 3.292,91 € hinsichtlich Arbeitszeit und Kostenaufwand rentieren würde.
In Zukunft kann davon ausgegangen werden, dass der Generationenwechsel zu einer offeneren Einstellung gegenüber der Digitalisierung und somit auch dem Einsatz von Betriebsmanagementsystemen führen wird.
„Verständnis und Umsetzung von Tierwohl bei Nutztier- und Pferdehaltern im Vergleich – eine empirische Analyse“
Larissa Schlehuber (Bachelorarbeit, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Studiengang Agrarwissenschaften)
In der vorliegenden Arbeit sollten angewendete Managementmaßnahmen bezüglich des Tierwohls im Hinblick auf Unterschiede zwischen Pferde- und Nutztierhaltern untersucht werden. Außerdem wurde die Haltungsform der Tierhalter in erwerbsmäßig und privat unterteilt und bei privater Haltung ein fachbezogener beruflicher Hintergrund berücksichtigt.
Grundlage der Arbeit bildeten die aktuellen gesetzlichen Vorgaben zur Haltung von Nutz-/Tieren. Über eine Online-Umfrage sind die Teilnehmer zu verschiedenen Maßnahmen ihrer Tierhaltung befragt worden. Neben den Angaben zur Haltungsform, sollten auch Fragen zur Fütterung, Reinigung und Hygiene, zur Dokumentation, zur Tiergesundheit und zu der individuellen Einschätzung von dargestellten tierbezogenen Situationen beantwortet werden.
Insgesamt ergab sich eine Beendigungsquote von 68,44 % und nach Bereinigung der erhobenen Daten konnten 161 Teilnehmer für die Auswertung der Ergebnisse herangezogen werden. Die Ergebnisse wurden zuerst rein deskriptiv mithilfe von Microsoft Excel untersucht und im Anschluss mittels SAS statistisch ausgewertet.
Es wurde festgestellt, dass die Anzahl chronisch kranker Tiere bei einer privaten Haltungsform deutlich höher ist, als bei einer erwerbsmäßigen Haltung. Gründe dafür sind zum einen der wirtschaftliche Druck bei erwerbsmäßiger Haltung, der es besonders wichtigmacht, Krankheiten zu verhindern, sowie zum anderen die regelmäßige Beratung und Überwachung des Gesundheitsstatus der Herde durch die ITB (integrierte tierärztliche Bestandsbetreuung). Bei Betrachtung der beiden Gruppen der Nutztier- und Pferdehalter hinsichtlich des Umgangs mit Huf- und Klauenpflege, schenken die Pferdehalter diesem eindeutig mehr Beachtung. Dieses Ergebnis ist vermutlich auf die häufige Nutzung des Pferdes als Reittier zurückzuführen. Aufgrund der Menge der gehaltenen Tiere wird auf die Unterstützung durch Sensorik zumeist im Nutztierbetreib zurückgegriffen. Die technischen Hilfsmittel bringen dem Betriebsleiter Zeitersparnis und unterstützen ihn darin, einen Überblick über die gesamte Herde zu behalten. Außerdem vereinfachen sie die Dokumentation durchgeführter Maßnahmen und tierbezogener Daten. Aus finanzieller Sicht sind diese Sensoren erst bei größeren Herden rentabel, was auch die geringere Verbreitung bei privaten Tierhaltern und dabei explizit den Pferdehaltern dieser Umfrage zeigt. Dass die privaten Tierhalter der vorliegenden Umfrage nach weniger auf Reinigung und Desinfektion, sowie die Dokumentation achten, kann darauf zurückzuführen sein, dass bezüglich dieser Punkte im privaten Tierhaltungsbereich keine rechtlichen Grundlagen bestehen.
„Krisenmanagement für Pferdebetriebe –eine Handlungsempfehlung“
Laura Tröger (Bachelorarbeit, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Studiengang Pferdewirtschaft)
Was tun, wenn eine Krise kommt? Ist es möglich, sich auf Krisen vorzubereiten? Was muss ich tun, um Krisen zu vermeiden oder unvermeidliche Krisen beherrschen zu können? Diese Fragen stellen sich im Jahr 2020 mehr denn je auch Pferdebetriebe, die Ihren Betrieb unter den schwierigen Bedingungen der Coronakrise aufrechterhalten müssen. Während Krisenmanagement in Unternehmen aller Branchen auf Grund der vermehrt auftretenden komplexen Krisen von immer größerer Bedeutung ist, haben sich Pferdebetriebe bisher wenig mit diesem Thema beschäftigt.
Der Inhalt dieser Bachelorarbeit schließt diese Informationslücke und gibt eine Handlungsempfehlung zum Umgang mit Krisen. Zur Informationsgewinnung wurde dabei auf branchenübergreifende Literatur zu Risiko- und Krisenmanagement zurückgegriffen. Um diese Grundlagen auf den Pferdesektor zu übertragen, erfolgte eine Online-Befragung mit Betriebsleitern und Mitarbeitern deutscher Pferdebetriebe. In dieser wurde nach dem Ist-Zustand des Krisenmanagements der befragten Betriebe sowie der Bewertung einzelner existenzgefährdender Risiken für Pferdebetriebe gefragt. Zur Ermittlung notwendiger Maßnahmen zur Behandlung der bewerteten Risiken wurden Experten im Zuge von Interviews hinzugezogen.
Die Aussagen der Befragten und Experten belegen zum einen, dass Krisenmanagement nicht Bestandteil des Pferdebetriebsmanagements ist. Zum anderen ermöglichen die Ergebnisse der empirischen Forschungsinstrumente die Erstellung einer Handlungsempfehlung, welche eine schrittweise Anleitung eines Krisenmanagementhandbuchs für die Betriebe ermöglicht. Sie lassen aber zudem feststellen, dass jeder Betrieb diese individuell auf das eigene Unternehmen anpassen sollte, da sie abhängig von den betriebsinternen Gegebenheiten sowie der Unternehmensumwelt sind. Jeder Betrieb ist demnach angehalten, den eigenen Betrieb genau zu untersuchen und sich die Zeit zu nehmen Prozesse zu durchdenken damit mit den bereitgestellten Hilfsmitteln ein wirksamer Risiko- und Krisenplan entstehen kann. Dieser Vorgang führt nur bei Wiederholung in regelmäßigen Abständen zum Erfolg.
Eine gute Ergänzung zu dieser Bachelorarbeit und damit der nächste Schritt zum Voranbringen der Themen Risiko- und Krisenmanagement in Pferdebetrieben könnte ein Handbuch in Anlehnung an den schrittweisen Handlungsleitfaden im Diskussionsteil dieser Arbeit sein.
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