Viktoria Welker (Dissertation, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)
„Schätzung populationsgenetischer Parameter für die Reitpferdezucht unter besonderer Berücksichtigung innovativer Merkmalsdefinitionen für Turniersportleistungen“ – diese von Prof. Dr. Hermann Swalve betreute Dissertation von Viktoria Welker stieß bereits auf große Resonanz bei den Sportpferdezüchtern in Deutschland
Ziel dieser Arbeit war es, für die Reitpferdezucht in Deutschland alternative Merkmalsdefinitionen für Leistungen in Turniersportprüfungen der Disziplinen Dressur und Springen vergleichend zu untersuchen und dem bisherigen Merkmal transformierter Rang gegenüber zu stellen. Für die Analysen standen insgesamt 16.141.321 Leistungen aus Turniersportprüfungen der Jahre 1995 bis 2016 zur Verfügung. Das höchste erreichte Niveau stellte sich als ein sehr geeignetes Merkmal dar, um die genetische Veranlagung des Pferdes für den Sport zu schätzen. Es spiegelt die höchste Leistung im Turniersport, welche mindestens dreimal erreicht werden musste, wider. Hierfür wurde ein aufsteigendes Punktesystem für die Teilnahme, die Platzierung und den Sieg in den Anforderungsniveaus des deutschen Turniersports erarbeitet. Im Schätzmodell wurden die fixen Effekte Geschlecht, Jahr und maximales Alter im Turniersportdatenmaterial berücksichtigt. Die Heritablitätsschätzwerte lagen mit h² = 0,22 für Dressur und h² = 0,37 für Springen höher als die des transformierten Ranges (h² = 0,04 für Springen und h² = 0,08 für Dressur). Die Schätzung der Zuchtwerte für das höchste erreichte Niveau ergab in der Dressur eine größere Spannweite der Zuchtwerte (22,6 – 199,8) als im Springen (17,4 – 169,5). Zwischen den Zuchtwerten der Merkmale transformierter Rang und höchstes erreichtes Niveau wurde sowohl im Springen als auch in der Dressur eine Korrelation von r = 0,89 ermittelt. Die Berechnung der Differenzen aus dem Zuchtwert des transformierten Ranges und des höchsten erreichten Niveaus ergab in der Dressur Abweichungen von bis zu 52 Zuchtwertpunkten und im Springen von bis zu 45 Zuchtwertpunkten.
Das Merkmal „höchstes erreichtes Niveau“ unterstützt im Hinblick auf die komplexe Struktur der Turniersportdaten stabile genetisch-statistische Analysen und liefert gezielte Aussagen zur Leistungsfähigkeit und der genetischen Veranlagung des Pferdes für den Turniersporteinsatz bis zu den schwersten Klassen.
Kurzbiografie:
- Geboren am 13.08.1991 in Chemnitz
- Abitur 2010
- 2010 – 2015: Bachelor- und anschließend Masterstudiengang Agrarwissenschaften mit Schwerpunkt Nutztierwissenschaften an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
- 2012 – 2014: Wissenschaftliche Hilfskraft, Fachbereich Tierernährung
- 2015: Beste Studienleistung auf dem Gebiet Tierernährung, Auszeichnung durch die H. Wilhelm Schaumann Stiftung
- 2015: Beste Absolventin des Masterstudienganges Agrarwissenschaften mit Schwerpunkt Nutztierwissenschaften, Auszeichnung durch die Gesellschaft zur Förderung der Agrar-und Ernährungswissenschaften an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
- 2019: Verleihung des Doktorgrades (doctor agriculturarum) mit der Note “Magna cum laude” durch die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
- 2018 bis heute: Tierzuchtreferentin im sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft
Victoria Welker
… ihr persönlicher Bezug zum Pferd
Durch meinen Papa als langjährigen passionierten Pferdebesitzer und Reiter hatte ich schon von Kind auf Umgang mit Pferden. Auch wenn ich nur hin und wieder auf dem Pferd sitze, faszinieren mich die Tiere sehr, zumal der Umgang mit ihnen für Entspannung und Ablenkung sorgt. Und der Traum vom eigenen Pferd am Haus ist immer noch präsent.
… was sie bewogen hat, das Thema Pferd auch zu ihrem beruflichen Schwerpunkt zu machen
Als Tierzuchtreferentin im Sächsischen Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft habe ich das Glück mit allen Nutztier- und Kleintierarten und natürlichen den Pferden in Berührung zu kommen, auch wenn es meist nur die Theorie oder Gesetzesmäßigkeiten betrifft. Die schönsten Termine sind immer die Besuche von Zuchtveranstaltungen, dem Landgestüt Moritzburg oder dem Hauptgestüt Graditz.
… welcher Aspekt sie besonders an dem Thema ihrer Dissertation fasziniert
Besonders faszinierte mich die Herausforderung aus einer unglaublich großen Datenmenge und einer sehr komplexen Datenstruktur ein Merkmal zu definieren, welches auch von der Praxis positiv angenommen werden wird. Mein Ziel war es, nicht nur etwas „fürs Papier“ zu entwickeln, sondern etwas, das auch wirklich Anwendung findet.
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